Sarah Crossan: Die Sprache des Wassers, Aus dem Englischen von Cordula Setsman, mixtvision, München 2013, 232 Seiten, €13,90, 978-3-3939435-84-6

„Ich wünschte, sie würde aufgeben,
Und aufhören,
mich hinter sich her zu schleifen
wie ein lebendes Wörterbuch.“

Kasienka ist fast dreizehn Jahre alt als ihre Mutter beschließt, vom polnischen Gdansk ins englische Coventry zu ziehen. Der Grund, sie will ihren Mann suchen. Kasienkas Tata ist fortgegangen und hat Geld geschickt, daher weiß die Mutter, dass er in Coventry lebt. Die Suche bei jedem Wetter von Straße zu Straße beginnt.
Kasienka lernt den freundlichen William im Schwimmbad kennen, der sie ermutigt in die Schulmannschaft zu gehen. Aber das Mädchen hat keine Zeit, sie muss mit der Mutter den Vater finden, obwohl Kasienka weiß, dass Tata nicht gefunden werden will. So lange sie ihn nicht aufspüren, sind sie arm. Alle Hoffnung setzt die Mutter, die in einem Krankenhaus als Putzfrau arbeiten muss, in die Wiederbegegnung und Zukunft mit dem Vater.

Die Armut sieht man dem Mädchen an. Erbarmungslos wird Kasienka dafür in der Klasse, besonders von Clair und ihrer Clique gemobbt. Aber sie wahrt ihre Würde, verbiegt sich nicht für die Gunst der Mitschülerinnen. Von Kanoro, einem Nachbarn aus Kenia, erfährt Kasienka die Adresse vom Vater. Sie besucht ihn ohne die Mutter und stellt bei aller Entfremdung fest, dass er eine neue Familie gegründet hat, die dem Mädchen nicht unsympathisch ist.
Wenig Worte werden miteinander gewechselt. Kasienka vermisst die Aufmerksamkeit der Mutter, die sie doch viel mehr liebt als den Vater. Mit all ihren Erfahrungen in der Schule sucht sich Kasienka ganz bewusst eine Freundin, die sie nicht demütigen kann. Sie sorgt für sich, denn die Mutter denkt, die Tochter sei an der Entfernung zum Vater schuldig. Die Zerrissenheit der Erwachsenen spürt Kasienka in jedem Moment, den sie mit ihren Eltern verbringt.

Kasienka schöpft Kraft aus ihrer innigen Beziehung zu William und sie schafft es sogar, sich an Clair nicht durch Bosheit, aber durch Leistung zu rächen.

„Das Wasser ist eine eigene Welt,
nein Land mit seiner eigenen Sprache,
und die spreche ich fließend.“

Ohne als Tagebuch gekennzeichnet zu sein, erzählt Kasienka in diesem handlichen Buch von ihren Tagen in der Fremde, von den Diskriminierungen in der Schule, auf der Straße und dem entbehrungsreichen Leben mit der Mutter in einem Raum, der nur ein Bett hat.

Äußerst poetisch klingen ihre Worte. Sie erzählt sparsam in kurzen Kapiteln und Gedankenfetzen Ausschnitte aus ihrem Leben, schildert Eindrücke und berichtet von Begegnungen. In einer minimalistischen Sprache erfasst die Hauptfigur das Wesentliche in jeder Situation und Stimmung.