Arne Svingen: Die Ballade von der gebrochenen Nase, Aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs, Boje Verlag, Köln 2015, 187 Seiten, €12,99, 978-3-414-82431-8

„Manchmal frage ich mich, wie es wohl wäre, ein eigenes Zimmer zu haben. Ich würde mit Muhammed Ali und Bryn Terfel an die Wand hängen. Ich hätte einen kleinen Schreibtisch und eine Leselampe über dem Bett. Und ein Schlüssel für die Zimmertür wäre auch gut.“

Der dreizehnjährige Bart, benannt nach Simpson-Junior, erzählt seine eigene Geschichte. Immer wieder kann es passieren, dass Barts Mutter die Rechnungen nicht bezahlt. Dann lügt ihr Sohn für sie, denn er liebt sie.
Genauso lügen die extrem fettleibige Mutter und ihr Sohn, für den nicht immer Essen im Haus ist, die Oma an und behaupten die Mutter hätte einen Job bei einer Telefonfirma. Dabei geht die Mutter von Bart nur vor die Tür, um sich in der nächsten Kneipe volllaufen zu lassen. Dann kehrt sie heim und überschüttet ihren Sohn mit Liebesbekundungen. Bart nimmt das alles hin, denn er hat im Grunde nur sie. Er wünscht sich eine andere Wohnung, ein Handy, ein eigenes Zimmer, ein anderes Haus, aber keine andere Mutter. Um Spritzen und anderen Dreck in den Fluren zu beseitigen, ruft Bart sogar zu seinem Säuberungstag auf und einige Leute aus dem Haus folgen sogar seiner Idee.

Auf Wunsch der Mutter geht Bart zum Boxen, allerdings schafft er es nicht, zurückzuschlagen. Bart schottet sich vor seinen Schulkameraden ab, es wird sowieso nur über Unwichtiges gesprochen. Aber dann setzt sich Ada neben ihn und plötzlich verändert sich Barts Leben. Sie hört die Musik, die Bart mag und ist fasziniert. Bart liebt Opernmusik und er singt auch gern im Bad, dem einzigen Ort, in dem er mal allein sein kann, denn Bart lebt mit seiner Mutter in einem völlig zugemüllten Zimmer. Bart brennt für Ada eine CD mit seinem Gesang und ahnt bereits, dass das ein Fehler war. Ada kann einfach nicht dem Mund halten und erzählt immer alles ihrer Freund Lise. Der Klassenlehrer hört Barts CD und bittet ihn beim Sommerfest aufzutreten. Bart kann nicht vor Publikum singen. Außerdem wird auch in diesem Jahr die Mutter nicht anwesend sein.
Und dann ist da noch die Sache mit Barts Vater, einem gewissen John Jones, den Bart sucht.
So richtig kompliziert wird es, als die attraktive Ada vor Barts Tür in der Sozialwohnungssiedlung steht und sieht wie Bart lebt. Er bittet sie inständig, niemandem von seinen Wohnverhältnissen und schon gar nicht von seiner Mutter zu erzählen. Aber Ada ist dazu nicht in der Lage, sie berichtet alles brühwarm Lise und dann weiß es die ganze Klasse.
Nun ist Bart bei den Jungen unten durch und als zwei bei ihm vor der Tür stehen, um die fette Mutter zu betrachten, schlägt Bart endlich zu. Allerdings sind die anderen stärker und brechen Bart die Nase.

Barts Geschichte ist ein einziges Auf und Ab. Aber Bart kann Ada irgendwie verzeihen und dann treffen beide sogar den besten Bassbariton der Welt, den Waliser Bryn Terfel.

Ein bisschen märchenhaft und dann wieder radikal realistisch, so wirkt Barts Geschichte vom Norweger Arne Svingen. Barts Vorliebe für die dramatische Opernmusik, seine Hilfslosigkeit beim Boxen, die Sorge um die Mutter, die immer wieder vieles verspricht und nichts hält, machen ihn als Hauptfigur besonders sympathisch.