Bertrand Santini, Laurent Gapaillard: Der Yark, Aus dem Französischen von Edmund Jacoby, Verlagshaus Jacoby & Stuart, Berlin 2014, 80 Seiten, €12,95, 978-3-942787-36-9\r\n
„Geschwätzig, gefräßig, launisch, ängstlich, nichtsnutzig und faul wie sie sind, kann man aus Kindern zwar ein gutes Gulasch bereiten, aber sonst sind sie zu nichts nütze.“
Keine Frage, der Yark hätte nicht den Fehler begehen sollen und sich mit seinem gut riechenden Essen anfreunden und es auch noch sympathisch finden. Dabei durchlebt das grausige Monster mit dem empfindlichen Magen doch gerade eine absolute Lebenskrise. Wie kann es sein, dass er nicht mehr ein einziges Kind findet, das brav, freundlich und wohlerzogen ist? Schnell ist sie vorbei die goldene Phase, in der Mädchen und Jungen noch niedlich, unbedarft und formbar sind.
„ Der alternde Engel beginnt Fragen zu stellen, eigene Vorstellungen zu entwickeln und über seinen Tagesablauf zu verhandeln. Er ist launisch, immer hungrig und nicht sehr sauber, und seine Vorliebe für laute Musik und Markenkleidung ist ärgerlich und teuer.“
In seiner Not trickst das gehörnte Ungeheuer sogar den Weihnachtsmann aus, um an die Liste mit den Namen der braven, vitaminreichen Kinder zu gelangen. Mit dieser Speisekarte, die ihn rund um die Welt führen könnte, unterläuft dem Yark jedoch ein Fehler nach dem anderen. Und nachdem er den abscheulichen Bruder des kleinen Lewis verspeist hat, rebelliert sein ganzer Körper, denn nichts schlägt dem Yark mehr auf den Magen als Frechheit, Ungezogenheit und Renitenz. An Vergiftung erkrankt pflegt die sanfte Madeleine den Yark, der ihr keine Angst einflößt. Er, hin- und hergerissen zwischen Appetit und Zuneigung, kann sich nicht entscheiden, was er nun tun soll. Er flieht zur Seelenreinigung in die Kunst und kann am Ende, egal welche Richtung er einschlägt, immer nur abgetrennte Kinderköpfe sehen. Um Madeleine nicht mit Haut und Haar zu fressen, aus Liebe sozusagen, verlässt der Yark das Kind und begibt sich todesmutig in die Hände der wilden Kinder im Wald.
Satirisch wie genüsslich ziehen Autor und Illustrator über die unberechenbaren Kinder und all die Anstrengungen her, die sie ihren Eltern zumuten. Leicht ängstlichen Seelen könnte auch das Grausen beim Anblick der Illustrationen voller aufgerissener Monstermäuler überkommen. Die Beschreibungen der Kindermahlzeiten stehen dem in nichts nach.
„Als echter Gourmet schlürft er auch gern ihr Gehirn, das anscheinend wie Marshmallows schmeckt.“
Mit viel Spaß an der klaren, wie fantasievollen Sprache des Grauens und dem realen Alltagshorror, den pubertierende Kinder verursachen können, spielt Bertrand Santini mit märchenhaften Elementen nebst Erlösung. Das Mädchen sieht in dem Biest sich selbst und so bleibt es und auch seine Artgenossen irgendwann später unantastbar.
„Doch Madeleine ist es egal, ob eine Mahlzeit des Yarks lieb oder böse ist. Was ihr nicht gefällt, ist, dass es nötig sein soll, ein Lebewesen zu töten, um leben zu können.“
Ob der Vielfraß nun Vegetarier wird, kann nicht verraten werden. Aber nach und nach und vor allem durch die Freundschaft zwischen dem riesigen Ungeheuer mit den großen Kulleraugen und dem Kindchen Madeleine wird klar, auch Monster haben nicht nur Hunger, sondern auch ein Herz.
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