P. D. James: Der Tod kommt nach Pemberley, Aus dem Englischen von Michaela Grabinger, Droemer Verlag, München 2013, 383 Seiten, €19,99, 978-3-426-19962-6
„Morgen würde er eine Aussage machen müssen, die seinen Feind an den Galgen bringen oder ihm die Freiheit schenken konnte.“
Sechs Jahre sind nun vergangen, seit sich nach langen Irrungen und Wirrungen Elizabeth Benneth und Fitzwilliam Darcy trotz gesellschaftlicher Schranken gefunden haben. Zwei Jungen wurden geboren, das Leben auf Pemberley verläuft harmonisch. Jane, Elizabeths ältere Schwester, jetzt Mutter dreier Kinder, lebt mit ihrem Mann, Mr. Bingley, gleich in der Nähe. Man sieht sich, mag sich immer noch gern, vertraut sich. Auch Mary hat geheiratet. Tabuthema ist und bleibt das Schicksal der Schwester Lydia, die mit dem unseligen George Wickham einst geflohen war, verheiratet wurde und nun finanziell immer wieder mal am Abgrund steht.
Kurz vor dem traditionellen Herbstball auf Pemberley geschieht ein grausiger Mord. Unweit des Cottages von Thomas Bidwell, einem Angestellten von Darcy, werden Schüsse mitten in der Nacht gehört. Geistergeschichten sind im Umlauf und einst lebte auch hier als Einsiedler der Urgroßvater von Darcy, der sich und seinen Hund erschoss.
Lydia erreicht in ihrer Kutsche schreiend Pemberley und berichtet, dass ihr Mann und Captain Denny in den Wald gelaufen sind. Ein Streit ist diesen Ereignissen vorausgegangen. Am Morgen wird man Denny erschlagen vorfinden.
Wickham beugt sich über ihn und behauptet, er habe Schuld an seinem Tod.
Zeuge dieser Worte sind Darcy und sein Cousin Fitzwilliam, der sich Hoffnungen auf die Hand von Darcys Schwester Georgiana macht. Sie jedoch ist eher an dem jungen Anwalt Henry Alveston interessiert.
Nach dieser stürmischen Nacht und der brutalen Tat wird mit großer Hektik der Ball abgesagt. Darcy informiert den Friedensrichter und Wickham wird vor Gericht gestellt.
Immer wieder rekapituliert P.D.James, eine große Liebhaberin der Romane von Jane Austen, die Handlung von „Stolz und Vorurteil“. Bringt dem Leser in Erinnerung, wie es damals war, als Mrs Benneth alles daran setzte, um ihre Töchter zu verheiraten.
Diese Fortschreibung des berühmten Romans als Krimi muss nun ohne DNA-Proben oder forensische Mittel auskommen. Immer wieder werden der Kutscher von Lydia, die Zeugen, die den Beschuldigten gefunden haben und die Leute aus dem nahegelegenen Cottage befragt. Einfühlend in die Sprache des 19. Jahrhunderts hat P.D.James es geschafft, ihre Handlung wirklich zeitversetzt klingen zu lassen.
Zu lang erscheinen die Passagen, in denen sich Wickham vor den unterschiedlichen gerichtlichen Instanzen rechtfertigen muss. In ständigen Wiederholungen werden die Ereignisse der Nacht erzählt, die Zweifel Darcys, der sich wie ein Gentleman verhält, immer wieder aufs Neue thematisiert. Er, der sich von Wickham möglichst weit entfernen wollte, kommt ihm nun so nah, wie er es nie gewollt hatte. Lydia genauso wenig wie Wickham zum Ball eingeladen, schert sich jedoch um solche Details kaum. Ihr Mann wäre auch nicht gekommen, denn bei den Besuchen seiner Frau bei ihren Schwestern, hielt er sich immer im Hintergrund.
Zu viel Zeit offensichtlich für einen Mann, der einfach im Leben nicht Fuß fassen kann.
Die 96-jährige Autorin hat sich sicher einen innigen Wunsch erfüllt und es gewagt, einen der berühmtesten Jane Austen Romane weiterzuerzählen. Sicher tut sie der Autorin damit auch nicht weh, ein großer Wurf jedoch ist nicht gelungen. Es entsteht keine Spannung, der subtile Witz fehlt und vor allem differenzierte Einblicke in die neuen Leben der bekannten Figuren der Jane Austen, die nun sechs Jahre später lebendig werden sollen.
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