John Green: Das Schicksal ist ein mieser Verräter, Aus dem Amerikanischen von Sophie Zeitz, Carl Hanser Verlag, München 2012, 288 Seiten, €19,60, 978-3-446-24009-4 HörbuchHamburg, Silberfisch, Hamburg 2012, gelesen von Anna Maria Mühe, 5 CDs, €19,99, 978-3-86742-697-8

„Ich werde seit Jahren zerstochen, aufgeschnitten und vergiftet, und ich schleppe mich immer noch weiter. Aber macht euch nichts vor: In diesem Moment wäre ich sehr, sehr gern tot gewesen.“

Sie sind schon ein seltsames Paar, die 16-jährige Hazel, die Natalie Portman so ähnlich sehen soll und mit ihrer Sauerstoffflasche nebst kleinem Wagen unterwegs ist und der 17-jährige Augustus, der charismatische, kluge Junge, der eine Beinprothese tragen muss. Beide sind von ihrer Krebserkrankung gezeichnet, doch wenn sie eins hassen, dann ist es Selbstmitleid. Ihre ständigen Begleiter sind zum einen ein optimistischer Sarkasmus und zum anderen immer der Gedanke an den Tod. Allerdings vermittelt Augustus den Eindruck, dass er mit dem Verlust seines Beines auch den Knochenkrebs besiegt hat.

Hazel hasst die Selbsthilfegruppe, doch seit Augustus aufgetaucht ist, interessiert sie diese Treffen wieder. Schnell finden die beiden einen Draht zueinander, reden über Musik, Bücher, Poesie und Computerspiele. Hazel vertraut Augustus an, dass sie einen innigen Wunsch hat. Sie möchte gern wissen, wie die Handlung des Romans „Ein herrschaftliches Leben“ von Peter van Houten, der mitten in einem Satz endet, weitergeht. Nichts ist für Hazel wichtiger als die Zukunft, die sie nicht mehr erleben wird. Im Mittelpunkt der van Houten Story steht Anna, ein Mädchen, das an Blutkrebs erkrankt ist und sterben wird. Peter van Houten ist von den USA, Hazel lebt in Indianapolis, nach Amsterdam gezogen und hat nie wieder etwas veröffentlicht. Augustus findet die E-Mail-Adresse und van Houten antwortet. Hazel schreibt ihm und erhält eine distanzierte Antwort. Van Houten könnte ihr nur persönlich erzählen, was aus seinen Figuren wird.

Trotz gesundheitlichem Rückfall, ständig besorgten Eltern und Ärzten schaffen es Augustus, Hazel und ihre Mutter mit Hilfe der Feenstiftung, Augustus hatte seinen Wunsch noch nicht eingelöst, die Reise nach Amsterdam anzutreten.

In Amsterdam finden die beiden Jugendlichen einen völlig desillusionierten Peter van Houten vor, einen verbitterten Menschen, der von seinem Erbe lebt, nicht kreativ ist, sondern andere nur beleidigt, um sich selbst zu spüren. Nichts, aber auch gar nichts als superkluge Sprüche kann er von sich geben. Aber Amsterdam setzt in Hazel und Augustus viele Empfindungen frei und so küssen sie sich im Anne-Frank-Haus ( mit Beifall der Besucher ) und entdecken ihre innige Zuneigung und Liebe.

Eine Zukunft haben jedoch beide nicht, dann Augustus muss Hazel gestehen, dass der Krebs bei ihm wieder ausgebrochen ist und sein Zustand hoffnungslos ist.

Der amerikanische, hochgelobte Autor John Green erzählt seine All-Age-Geschichte aus dem Blickwinkel seiner Hauptfigur Hazel. Für Hazel, für die die Welt keine „Wunscherfüllmaschine“ ist, ist das Leben mit dem Krebs Alltag, der mehr oder weniger gut laufen kann. Und so schlägt sie einen eigenen, recht nüchternen, fast abgeklärten Ton für diese berührende, tieftraurige und doch so optimistische fiktive Liebesgeschichte an, die so wahrhaftig, wie ehrlich wirkt. Hazel und Augustus ist klar, sie haben keine Zukunft und so können nur diejenigen ihr Lebensgefühl im Kampf mit dem Krebs verstehen, die betroffen sind. Auch Van Houten weiß, wovon er geschrieben hat, denn seine Tochter starb vor 22 Jahren an Blutkrebs. Er ertränkt seinen Kummer im Alkohol und bitterem Sarkasmus.
Augustus und Hazel jedoch hadern nicht mit ihrem Schicksal, sie feiern ihr Leben und ihre Gefühle füreinander so lange sie es können.

Wirkt zu Beginn die Lesung der Schauspielerin Anna Maria Mühe recht hektisch und abgehakt, als wolle sie den Text schnell hinter sich bringen, so hält sie in ihrem Vortragstempo inne, wenn sie auf Dialoge trifft. Es dauert bis zur Amsterdam-Reise ehe die Erzählerin ihren eigenen Rhythmus findet. Aber ab hier ist der Hörer dann ganz bei ihr. Sie trägt diese Geschichte, in der die Gefühle der Kranken wie der Gesunden eine wichtige Hauptrolle spielen, ohne Sentimentalität oder gar Pathos und doch innig berührend vor.‘, ‚Das Schicksal ist ein mieser Verräter‘.