Daphne Palasi Andreades: Brown Girls, Übersetzt von Cornelius Reiber, Luchterhand Verlag, München 2024, 240 Seiten, €20,00, 978-3-630-87677-1

„Manche unserer Mitstudierenden mögen wir. Die meisten aber nicht. Wir zwingen uns trotzdem, mit ihnen zu lachen, wissend, dass unsere Familien bei ihnen geputzt haben, für sie die Hundescheiße eingesammelt, sie und all ihre Geschwister großgezogen haben.“

Sie heißen Odalis, Chanelle, Deepika, Ronnie, Aiza, Lina, Eva oder Nadine. Sie leben in Queens, allerdings dem mieseren Teil. Sie kennen ihre Nachbarn und sie sind Freundinnen. Sie sind Brown Girls. Und in ihrem Namen schreibt Daphne Palasi Andreades in der Wir – Form. Sie wohnen in hässlichen Straßen, überfüllten Wohnungen und sie vertrauen sich. Sie kommen aus allen möglichen Gegenden der Welt und wenn sie in die Schule gehen, dann wissen die Lehrer oft nicht wer sie eigentlich sind.
In ihrem Debüt durchstreift Daphne Palasi Andreades in kurzen Kapiteln die Lebensstationen der Brown Girls, die den italienischen Jungs hinterherschauen. Es sind Kinder, die kaum etwas haben, ihre Gesichter weiß schminken, aber es als Erwachsene weit bringen können. Sie haben Zweifel und doch bewerben sie sich an öffentlichen Eliteschulen in New York.

„Sei fleißig in der Schule!, hatte man uns immer gesagt, aber auch: Geh nicht so weit weg von hier, bleib in der Gegend, bleib eine von uns, sind wir nicht gut genug für dich? – Wir sehnen uns nach mehr, behalten unsere Träume aber für uns.“

Doch wenn sich die Brown Girls zu weit von ihren Eltern entfernen oder sogar noch Kunst studieren oder in andere Stadtteile ziehen, dann gibt es kein Verständnis. Sie feiern gern, sie werden belästigt, sie treffen sich in Bars und verlieren sich aus den Augen. Auch die Brown Jungs, die Brüder werden beschrieben, die in Gefängnissen landen und dann religiös werden. Und was ist, wenn Arbeitskollegen den Präsidenten preisen, der von den Brown Girls eher skeptisch gesehen wird? Je höher die Brown Girls aufsteigen, um so weißer ist ihre Umgebung. Sie reisen in ihren Heimatländer und finden eine völlig andere Welt wieder, als die von der ihnen die Eltern in verklärten Bildern erzählt haben. Wollen die einen Kinder, so lehnen die anderen diese ab und wagen es kaum, ihren Eltern das zu erklären.
Bis in den Tod begleitet Daphne Palasi Andreades ihre Protagonistinnen, die sie voller Liebe und auch kritisch beschreibt und somit universell in all ihren Betrachtungen bleibt.
Zu recht hochgelobt und lesenswert!