Malorie Blackman: Boys don’t cry, Aus dem Englischen von Christa Prummer-Lehmair und Katharina Förs, Boje Verlag, Köln 2011, S. 299, €14,99, 978-3-414-82298-7

„ Aber das Kind in meinen Armen stand wie eine feste Mauer zwischen mir und dem Rest meines Lebens. Ich wollte die Mauer einreißen. Ich würde nicht zulassen, dass dieses Ding all meine Pläne, meine gesamte Zukunft, mein ganzes Leben ruinierte.“

Der 17-jährige Dante fällt aus allen Wolken als ihm seine ehemalige Freundin Melanie mitteilt, dass das schreiende Baby in ihrem Wagen seine Tochter Emma sei. Lang hatten die beiden sich nicht gesehen, denn Melanie ist von der Schule abgegangen. Dante erinnert sich an eine Weihnachtsparty, auf der Melanie und er ziemlich angetrunken miteinander geschlafen hatten.
Die junge Mutter ist am Ende ihrer Kräfte. Sie fühlt sich mit allem überfordert, ihre eigene Mutter hat sie vor die Tür gesetzt. Mit der Behauptung etwas einkaufen gehen zu müssen, lässt Melanie Dante mit dem Kind zurück. In einem Brief gesteht sie ihm ihre Hilflosigkeit und überlässt dem jungen Vater sein Kind.
Auf eine Zukunft an der Universität eingestellt, begreift Dante nach und nach, dass sein Leben nun anders verlaufen wird. Dantes Vater und sein Bruder Adam unterstützen ihn zwar, lassen sich aber für die Kinderbetreuung nicht vereinnahmen.
Wie schwierig das Versorgen eines Kleinkindes ist, erlebt der junge Vater nun am eigenen Leib. Er bereut, das er Melanie gefragt hat, was sie denn sonst noch so treiben würde. Mit dem Baby kommt Dante zu nichts mehr. Auch die
Freunde lassen sich kaum noch sehen und Dante spürt zum ersten Mal diese Einsamkeit eines alleinerziehenden Vaters.
Als nach dem Vaterschaftstest klar ist, dass Dante wirklich der biologische Erzeuger ist, wandelt sich sein Gefühl für das „Ding“. Emma richtet sich langsam auf, versucht erste Schritte und beginnt Worte zu brabbeln.
Aus Dantes und aus Adams Blickwinkel schaut der Leser in das Leben der männlich dominierten Familie, deren Mittelpunkt nun Emma ist.
Mit dem Kind versucht Dante, auch mehr über seine Beziehung zu seinem Vater nachzudenken. Der ein Jahr jüngere Adam ist schwul und leidet unter den unfreundlichen Bemerkungen von Dantes Freunden. Josh, der größte Schwulenhasser, verliebt sich in Adam. Diese Beziehung endet in einer brutalen Schlägerei, die Adam fast das Leben kostet.

Malorie Blackmans Jugendroman reißt ein interessantes Thema an: Wie geht ein Jugendlicher mit allzu früher Vaterschaft um? Wie verhält sich die Umgebung, welche unvorhergesehenen Situationen müssen gemeistert werden? Was ist eigentlich mit der Mutter des Kindes?
Die englische Autorin überfrachtet den Roman doch zu sehr mit weiteren existentiellen Problemen, Adams Identitätssuche als Homosexueller, Tod der Mutter von Dante und die nie ausgesprochenen Konflikte mit dem Vater. Und sie drückt hierbei sehr auf die Tränendrüsen.