Martin Suter: Allmen und die Dahlien. Diogenes Verlag, Zürich 2013, 224 Seiten, €18,90, 978-3-257-06860-3
„Die Gründung von Allmen International Inquiries war nicht dem Wunsch nach einer Arbeit entsprungen, sondern dem Wunsch nach einem Einkommen.“
Sie sind schmal, elegant und vor allem mit leichter Feder geschrieben, die Bücher über den Dandy, Kunstkenner und Privatschnüffler Johann Friedrich von Allmen. Ein Mann, der nun im Gartenhaus seiner ehemaligen Villa, die einer Treuehandfirma mittlerweile gehört, wohnen muss und sich trotzdem gern seine Maßanzüge in Rom schneidern lässt, die Lyrik von Rainer Brambach liebt und nicht nur bei seinen Weinen äußerst wählerisch ist. Mit sanfter Ironie, Hintersinn und viel Ruhe ist auch dieser dritte Fall ausgestattet, in dem es nur zu einem brutalen Überfall, leider auf von Allmen kommt. Allerdings stellt der eitle Ermittler fest, dass die Augenklappe, die er nun trägt, ihn irgendwie interessant erscheinen lässt.
Ein vor 60 Jahren gestohlenes Bild „Die Dahlien“ von Henri Fantin-Latour, heute ein Millionenvermögen wert, ist wieder entschwunden. Dalia Gutbauer, ebenfalls enorm reich und Besitzerin des angestaubten Züricher Schlosshotels, in dem sie auch die vierte Etage bezogen hat, beauftragt von Allmen, sich seiner Diskretion bewusst, mit der Auffindung ihres einstigen, ebenfalls damals entwendeten Liebesgeschenkes.
Allmen zieht auch gleich ins Hotel ein, genießt den verblichenen Charme vergangener Zeiten und ahnt mit unbehaglichem Gefühl, das nun Arbeit auf ihn zukommen könnte. Aber dafür hat er seinen getreuen, stillen Carlos, den illegalen Einwanderer aus Guatemala, der für ihn die Recherchen übernimmt und bei dem man sich im Fall eines Falles auch mal Geld borgen kann, denn Carlos arbeitet weiterhin als Hausmeister und Gärtner. Maria, ebenfalls eine illegale, aber ziemlich temperamentvolle Einwanderin aus Kolumbien, lebt neuerdings mit Carlos zusammen. Sie wird als Dienstmädchen undercover ins Hotel eingeschleust und erfährt durch ihre freundliche Art auch gleich wichtige Details von dem Zimmermädchen, das für Dalia Gutbauers Räume zuständig ist.
Von Allmen lässt alte Kontakte spielen, weiß sich in mondäner Gesellschaft der Aufsteiger, Blender, Schwerreichen und Parvenüs zu bewegen und findet schnell heraus, das es eine zweite, sehr junge Dalia gibt, die offenbar mit einem Dahlien-Bild von Fantin-Latour beschenkt werden soll.
Allerdings stößt der Kunstkenner und Lebemann auch im Schlosshotel auf Dauergäste, die alle einst eine enge Beziehung zu Dalia Gutbauer unterhielten und nun in totaler Abhängigkeit von ihr, fast wie Gefangene, leben.
Dieser Allmen-Fall, und das ist ein Novum, ist nach 214 Seiten nicht gelöst. Ein Cliffhanger steigert die Neugier auf den nächsten Band, der hoffentlich bald erscheint.
Schreibe einen Kommentar