Sarah Crossan: Breathe – Gefangen unter Glas, Aus dem Englischen von Birgit Niehaus, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2013, 431 Seiten, €16,95, 978-3-423-76069-0
„Wir stehlen ein paar Setzlinge, schmuggeln sie raus und pflanzen sie irgendwo ein – wohl kaum ein Beitrag für die Rettung unseres Planeten.“
Die Menschen leben unter einer Kuppel, die es ermöglicht, zu atmen. Aber sie haben sich in ein stark von einander getrenntes Zweiklassensystem gespalten. Die einen besitzen alles, Sauerstoff und Reichtum, das sind die Premiums. Die anderen müssen hart arbeiten, um sich Sauerstoff leisten zu können. Sie nennt man die Seconds. Ihr Leben ist rigiden Regeln unterworfen, um wenig Sauerstoff zu verbrauchen. Niemand darf schnell laufen, Geschwindigkeitsmesser rügen diejenigen, die es wagen und vollwertiges Essen kann sich nur die Oberschicht leisten.
Durch den sogenannten, um Jahre zurückliegenden Switch wurden fast die gesamte Menschheit ausgerottet. Immer mehr Nahrungsmittel mussten herbeigeschafft werden, dafür wurden die Bäume gerodet, um Platz zu schaffen. Pestizide verseuchten die Landschaften und die Meere trockneten aus. Das Ergebnis – eine Welt ohne Sauerstoff.
Aus drei unterschiedlichen Perspektiven erzählt die in Irland geborene Autorin Sarah Crossan ihre düstere Zukunftsgeschichte. Alina gehört zu den sogenannten Ratten, sie sind die Rebellen, die nicht akzeptieren, dass der Unterdrückerstaat der BREATHE bestimmt, wer wann Sauerstoff erhalten darf. Der 16-jährige Quinn ist der Sohn eines hochrangigen Ministeriumsmitgliedes und schon lange Zeit mit Bea, einer Second, befreundet.
Während eines Ausfluges mit Sauerstoffflaschen ins Ödland außerhalb der Kuppel, treffen alle drei zusammen und langsam offenbart sich, welches hinterhältige Spiel die Machthaber mit den Menschen in der Kuppel treiben.
Sie versorgen sie mit zu viel Sauerstoff, damit sie, auch wenn das Ödland sich erholen sollte, nur unter der Kuppel leben können. Die Rebellen haben damit begonnen, die Baumbestände wieder aufzuforsten und sie wissen, dass mit einem guten Training, die Chance besteht, das Leben auf der Erde wiederaufzunehmen und die Machtstrukturen zu zerschlagen.
Mit militärischen Mitteln gehen die Premiums gegen die Rebellen vor, vernichten die Bäume und die Menschen.
Wer in der Kuppel nicht mehr erwünscht ist, der wird als Ausgestoßener ins Ödland verbannt. Hier existieren nur wenige Möglichkeiten, um sich mit Sauerstoff und Nahrung zu versorgen.
Bea hat mit Quinn am Führungskräfteprogamm teilgenommen. Er kommt auf Grund des Vitamin-B seines Vaters weiter. Bea, die um Längen besser abgeschnitten hat, ist angeblich durchgefallen. Langsam erkennt das Mädchen, dass sie in ihrem Leben nie aus ihrer eigenen Gesellschaftsschicht ausbrechen kann. Ausgenommen, sie würde einen Premium, Quinn, heiraten. Seit Bea denken kann, ist sie in Quinn verliebt. Aber er hat nur Augen für die attraktive Alina, der er auf Grund seiner Stellung bei ihrer Flucht ins Ödland helfen kann. Fasziniert von der Willenskraft des Mädchens will Quinn sie begleiten. Bea ist da eher skeptisch, aber in der fremden, völlig zerstörten Zivilisation an ihn gebunden. Quinn und Bea können Alina aus den Fängen einer Ausgestoßenen, die Alinas Sauerstoffvorrat stehlen wollte, befreien. Auf dem Weg zum Rebellenhain begegnen die Jugendlichen und die Ausgestoßene militärischen Einheiten und Quinn sieht, wozu sein Vater für die Machterhaltung der Breathe fähig ist.
Quinn und Bea geraten nun zwischen alle Fronten und müssen sich entscheiden, jetzt, wo sie die Wahrheit kennen, auf wessen Seite sie stehen.
Sarah Crossan verzichtet in ihrem dystopischen Roman auf alle möglichen technischen Spielereien und konzentriert sich in ihrer äußerst spannenden Handlung auf die zwischenmenschlichen Beziehungen der Jugendlichen und ihre Konflikte mit den machtbesessenen Erwachsenen. Nicht unrealistisch ist ihr entworfenes Szenario, denn schon jetzt leiden die Menschen in China unter unsäglichen Sandstürmen, da zu viele Bäume gerodet und die Lebensgrundlagen zerstört wurden.
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