Asia Mackay: A Serial Killer’s Guide to Marriage, Aus dem Englischen von Sibylle Schmidt, Dumont Verlag, Köln 2024, 384 Seiten, €18,00, 978-3-7558-0025-5
„Wir spielten nicht mehr für dieselbe Mannschaft. Sondern waren Gegner, die einander belauerten und abwarteten, wer zuerst schwächelte.
Ich hatte meine Geheimnisse, er die seinen.
Was war nur aus uns geworden?
Wie war aus unserer Traumbeziehung diese Farce von einer Ehe geworden?“
Haze und Fox Cabot leben ein finanziell unbeschwertes Leben im beschaulichen Sunningdale. In der luxuriösen Einfamilienhaussiedlung unweit von London ziehen sie ihre zweijährige Tochter Bibi groß. Bietet die Vorstadtsiedlung nicht allzu viel, so versuchen die siebenunddreißigjährige Engländerin Haze und der sechs Jahre ältere Amerikaner Fox, die kaum interessante Nachbarschaft und die Spielplätze kennenzulernen. Er arbeitet bei einer Bank und sie hatte einst eine aufstrebende Karriere als erfolgreiche Malerin vor sich, steckt aber nun als Mutter und Hausfrau in der Schaffenskrise. Dabei führten die beiden zuvor ein ausnehmend glamouröses Dasein als, wie könnte man es genau bezeichnen, freischaffende Mörder, die durch Fox‘ genaueste Vorbereitungen immer unter dem Radar der Polizei agieren konnten. Die Capots reisten durch Europa und töteten diejenigen „bösen Männer“, die die Justiz nie zu fassen bekam oder nie bestrafen würde. Diese fast zehnjährige Tätigkeit verschaffte beiden nicht nur einen lebenswerten Adrenalinstoß, sondern auch die Gewissheit, etwas Sinnvolles zu tun.
Asia Mackay lässt ihre Hauptfiguren Haze und Fox jeweils aus der Ich-Perspektive zu Wort kommen. Beide schauen in die Vergangenheit, aber auch auf ihr gegenwärtiges, für beide nun anstrengendes, wie langweiliges Leben trotz Kind. Haze hat ihre Musen, die Toten, verloren und kann nicht mehr Malen und Fox kompensiert seine Entzugserscheinungen mit Pokerspielen und guten Taten, von denen allerdings Haze nichts wissen darf. Als die beiden sich in Paris kennengelernt haben, war es Liebe auf den ersten Blick und Mord.
Haze, die in ihren Wutphasen und auch im Alltag allzu gern Kraftausdrücke verwendet, stammt aus einer völlig zerrütteten Familie und wurde in lieblosen Pflegefamilien groß, Fox genoss alle Privilegien des Reichtums mit emotional unterkühlten Eltern, die ihre Söhne nur als funktionierende Geldanlage betrachten.
In der Gegenwart angekommen, sind beide, Fox mehr als Haze, davon überzeugt, dass durch die Elternschaft und zur Sicherheit ihrer Tochter kriminelle Aktivitäten keinen Platz mehr im Familienleben haben. Doch das harmlose Familienleben zwischen Kinderbetreuung und sinnlosen Gesprächen mit Müttern auf Spielplätzen oder Dinnerpartys zerrt bei aller Liebe zu ihrer Tochter an Hazes Nerven. Als sie, die so ihren Schwierigkeiten mit Nähe hat, sich eine Freundin suchen soll, wählt sie ausgerechnet Jenny aus. Jenny lebt allein mit ihrem Sohn Felix und befindet sich in einem unerfreulichen Streit mit ihrem brutalen Ex-Partner, für den sie auch noch eine Falschaussage gemacht hat und nun ihren Job los ist. Dass die depressive Jenny Polizistin ist, erfährt Haze aber erst, als sie rückfällig geworden ist und nach einem heftigen Streit mit Fox einen Ex-Häftling und Vergewaltiger in der Nähe ihres Hauses getötet hat. Und Haze hat einen Fehler gemacht. Als sie dann auch noch erfährt, dass Jenny, die einmal Polizistin immer Polizistin, dem Serientäter, den sie den „Rucksackmörder“ nennt, auf der Spur ist, der in ganz Europa tätig war und Vergleiche zu dem Mord in ihrer Wohngegend zieht, muss sie tätig werden. Zumal Jenny auch noch behauptet, dass Fox der eindeutige Täter ist.
Haze, aber auch Fox verstricken sich immer mehr in Lügen. Keiner vertraut mehr dem anderen und durch beider Schweigen und Geheimnisse gerät die Ehe in eine arge Schieflage.
Wie Haze und Fox sich aus dieser Krise und zu ihrem Erstaunen mit Jennys Hilfe befreien, liest sich kurzweilig und in einigen Szenen auch ziemlich witzig.
Die Möglichkeit, ohne lange Prozesse Unrecht schnell aus der Welt zu schaffen, sorgt immer für ein gutes Gefühl. Mag sich dies alles fern jeglicher Realität in der temporeichen wie unterhaltsamen Romanhandlung abspielen, die sich einfach so an einem Wochenende wegliest und dabei noch für wohlige Empfindungen sorgt. Doch Achtung bei diesem Ratgeber, bei allem Alltagsfrust, vor Nachahmungen ist abzuraten!