Antje Damm: Kiki, Carl Hanser Verlag, München 2012, 78 Seiten, €9,90, 978-3-446-24006-3
„An einem ganz normalen, grauen Tag im November endete die Geschichte mit Kiki und mir genauso schnell, wie sie begonnen hatte.“
Antje Damm erzählt, und das erschließt sich aus dem Nachwort, von einer kurzen, sie aber prägenden Begegnung aus ihrer Kinderzeit, an die sie sich als Erwachsene immer wieder erinnert.
Aus der Sicht der neunjährigen Antje erfährt der Leser, dass sie mit ihrer Familie von der Stadt in einen kleinen Ort umgezogen ist. Antjes kleinere Brüder fühlen sich in der neuen Umgebung schnell wohl, doch sie hadert mit der Veränderung. Ihre Freunde sind nicht mehr da, ihr Zimmer ist kleiner und alles ist irgendwie doof. Und ein Tier bekommt Antje auch nicht, denn dann könne die Familie ja gar nicht mehr in den Urlaub fahren. So die Argumente der Mutter, was sowieso nie geschehen wird, belauscht Antje die Mutter im Gespräch, da es mit drei Kindern einfach zu teuer wäre zu verreisen.\r\nAb und zu spielt Antje mit Bärbel, die so viele tolle Barbiepuppen hat. Antje hat nur selbstgebastelte Puppen und die findet Bärbel wirklich ärmlich. Alle Erklärungen der Mutter, die auch noch gegen Weihnachtsplätzen und Zucker ist, zum Thema Barbie und Frauenfeindlichkeit spielen für Antje keine Rolle. Bärbels Reaktion: „Aber Frauen spielen doch gar nicht mit Barbies!“
Aber dann lernt Antje Kiki kennen und Antjes gesundheitsbewusste Mutter hätte sie für ein erstes Treffen gar nicht mit einem Glas Nutella bestechen müssen, es ist Sympathie auf den ersten Blick. Kiki öffnet Antjes Welt. Sie bewahrt in ihrem Zimmer keine Spielsachen auf, sondern alle möglichen Dinge, mit denen man kreativ sein kann, alte Dosen, Eierpappen u.v.a.m.. Und so basteln die Kinder für Antjes Schlumpf gleich ein pompöses Schloss. Viele originelle Ideen entwickeln die Mädchen, da kann Bärbel mit ihren Barbies, mit denen Antje und Kiki auch ganz gern mal spielen, nicht mithalten.
In Kikis Wohnung kann Antje jedes Mal etwas Neues entdecken, da werden die selbst gemalten Bilder an den Wänden immer wieder ausgetauscht und nichts ist so geordnet wie zu Hause. Die Kinder stellen sich Mutproben und bestrafen den grausamen Bauern, der die Katzenjungen getötet hat.
Kiki hat wunderbare Spielideen. Da sie Archäologin werden will, suchen die Kinder nach Schätzen in der Erde. Sie finden sogar altes Geschirr und organisieren eine kleine Ausstellung mit allen gut beschrifteten Sammlerstücken. Wenn die Mädchen krank sind und sich langweilen, dann schicken sie einander Päckchen mit vielen kleinen Überraschungsgeschenken. Wundervoll sind die sehr, sehr alten Puppen, mit denen Kiki ab und zu spielen darf. Antje wünscht sich dann zu ihrem Geburtstag keine Barbie, sondern eine bereits uralte Omapuppe.
Doch plötzlich kommt der Schock – für den erwachsenen Vorleser, aber auch den jungen Erstleser. Kiki wird angefahren, liegt im Koma und stirbt.
Antje kann gar nicht fassen, was da wirklich geschehen ist, in ihren Gedanken lebt sie wie jedes Kind in der Gegenwart. Bei ihr ist nicht wirklich angekommen, dass ihre beste Freundin für immer fort ist. Das spürt der Leser, ob jung oder schon etwas älter.Einfühlsam begleiten Antje Damms Illustrationen diese starke wie berührende Freundschaftsgeschichte.
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