Freida McFadden: Sie wird dich finden, Aus dem Amerikanischen von Astrid Gravert und Christina Hackenberg, Heyne Verlag, München 2024, 432 Seiten, €16,00, 978-3-453-44216-0

„Wir sitzen zu viert am Frühstückstisch in der Küche und essen Pancakes. Wenn ich ein Familienfoto machen könnte, dann würde ich es genau jetzt machen. Aber dann klingelt es an der Tür, und auf einen Schlag ist alles vorbei.“

War der erste Roman über die sympathische und glücklose Millie Accardi in seiner Dramaturgie, den Perspektivwechseln und Figurenführungen völlig überraschend, so ließen die folgenden leider in Spannung und überzeugendem Plot nach. „Sie wird dich finden“ als Titel ist bereits absolut irreführend und bis zum Ende hin nicht erklärbar.
Jedenfalls hat sich die sympathische Hauptfigur Millie mit ihrem Ehemann Enzo und den beiden Kindern Ada und Nico einen Traum erfüllt. Sie haben endlich ihr Traumhaus in einer sicheren Wohngegend gefunden. Auch wenn die Hypothekenraten für Millie, die als Sozialarbeiterin tätig ist und Enzo, der als freier Landschaftsgärtner arbeitet, sehr hoch sind, konnten sie von New York ins Umland umziehen. Millie schwärmt nicht nur von ihrem muskulösen, wie gutaussehenden Ehemann, sondern auch von dem riesigen, einstigen Farmhaus. Ihre arrogante Nachbarin Suzette Lowell hat ebenfalls nur Augen für Enzo und sie richtet gern ihre ärgerlichen wie belehrenden Bemerkungen an Millie. Janice, die Nachbarin von der anderen Seite, umkreist nur ihren Sohn und weist Millie sauertöpfisch darauf hin, dass eine gute Mutter nur bei ihren Kindern ist und nicht irgendwo arbeitet. Für Millie werden diese beiden Frauen auf gar keinen Fall Freundinnen und trotzdem folgt Millie mit Familie der schnellen Einladung von Suzette. Suzette ist kinderlos und lebt mit ihrem Ehemann Jonathan in einem wirklich großen Haus. Die verkniffene Martha, die Millie nur anstarrt, kümmert sich um alles. Nach all diesen Begegnungen ist Millie nicht mehr so sicher, ob ihre Entscheidung wirklich die richtige war. Außerdem hört, allerdings nur Millie, seltsam schabende Geräusche im Haus. Da Enzo unbedingt mehr Geld verdienen muss, nimmt er jeden Auftrag an, d.h. er hält sich fast nun noch in Suzettes Garten auf, die als Immobilienmaklerin ihm noch mehr Aufträge verschaffen will. Natürlich kommt es zu Streitereien zwischen Enzo und Millie, die ihrem Mann allerdings unbedingt vertrauen will. Ein Geheimraum, den Nico entdeckt hat, schürt bei Millie ungute Gefühle. Und dann rastet der neunjährige Nico ständig in der Schule aus und die Eltern verstehen nicht, warum er so aggressiv ist. Hängt es damit zusammen, dass er bei den Lowells ab und zu arbeiten muss, weil er ihre Fensterscheibe zertrümmert hatte?
Als dann Jonathan Lowell mit durchgeschnittener Kehle in seinem Haus gefunden wird, driftet die Geschichte völlig ab und Freida McFadden konstruiert eine völlig unglaubwürdige Motivkette, bei der am Ende Enzo angeblich der Mörder sein soll. Natürlich kann der „Gutmensch“ und wunderbare Vater kein Täter sein. Die Perspektive wechselt und alles wird aus der Sicht der elfjährigen Ada beschrieben. Auch hier überzeugt die Autorin kaum. Leider sind alle Figuren bei diesem Thriller nur noch holzschnittartig und jegliche Logik geht den Bach hinunter.
Schade!

Auf dieser Website sind auch folgende Besprechungen erschienen:

Freida McFadden: Wenn sie wüsste


http://karinhahnrezensionen.com/lese24/freida-mcfadden-sie-kann-dich-hoeren/