Charlotte Inden: Im Warten sind wir wundervoll, Pieper Verlag, München 2024, 383 Seiten, €22,00, 978-3-492-07274-8

„Das hier war so viel besser als Liebe auf der großen Leinwand. Das hier war das echte Leben mit Happy End. Obwohl es erstaunlicherweise viel weniger romantisch aussah als bei Mr Bogart und Ingrid Bergman.“

Nach einer wahren Begebenheit erzählt Charlotte Inden in ihrem neuen Roman von der Ankunft der „Lovely War Bride“ Luise Adler im Dezember 1948 am Idlewild Airport New York.
Allerdings wählt die Autorin, die eher für ihre Kinderbücher bekannt ist, zwei Perspektiven. Auch die sehr junge Elfie landet am Flughafen in New York, allerdings 70 Jahre später. Elfie ist die Enkelin von Luise und sie erzählt ihrer Zufallsbekanntschaft, die Elfie bei ihrer Flugangst zur Seite steht, die einmalige Geschichte ihrer hessischen Großmutter. Stephen, ein Reisejournalist, hört ihr gern zu und ahnt nicht, dass die charismatische, wie begeisterungsfähige Elfie auch ab und zu mal nicht ganz bei der Wahrheit bleibt. So lässt sie ihn in dem Glauben, dass sie in New York ihren Verlobten aufsuchen und heiraten will. Dieser existiert auch wirklich, allerdings waren die beiden wohl nie verlobt und er verbringt, ohne eine Ahnung davon zu haben, dass Elfie sich in den USA aufhält, eher Zeit mit seiner Freundin in Cape Code. Stephen begleitet die leichtlebige Elfie nun auf der Suche nach ihrem Freund und dabei berichtet sie vom Zusammentreffen von Luise und ihrem amerikanischen Staff Sergeant Joseph Hunter. Ausführlich beschreibt Elfie Luises Familienleben, ihr Bruder Hans ist im Krieg gefallen und ihre Schwester Lene scheint ihr doch ihre Eigenständigkeit zu neiden. Luise geht nach Marburg, um Kunst zu studieren. Dort trifft sie Joseph Hunter wieder, der als Fotograf für die Monuments Man nun arbeitet. Die beiden kommen sich trotz Altersunterschied näher und verlieben sich. Auch Elfie und Stephen genießen die gemeinsamen Tage auf der Sonnenseite Amerikas und wie kann es anders sein, auch sie verlieben sich.

„Zwischen ihnen wir der Kaffee kalt.
Viel mehr Zeit braucht es gar nicht, um sich zu verlieben. Und manchmal lässt es sich einfach nicht verhindern.“

Richtig dramatisch wird es in Elfies Geschichte natürlich, als Luise nach zwei Jahren Trennung und wiederum zwei Tagen vor Weihnachten 1948 einsam und allein mit ihrem Köfferchen auf dem Flughafen steht und Joseph Hunter nicht erscheint. Die Presse stürzt sich auf dieses Ereignis. Doch am Ende löst sich alles in Wohlgefallen auf.
Sicher hat Charlotte Inden vieles recherchiert, z.B. über die Zeit nach dem II. Weltkrieg in Süddeutschland und über Begegnungen zwischen amerikanischen Armeeangehörigen und der deutschen Zivilbevölkerung. Allerdings gleitet die Handlung, ob nun in der Nachkriegszeit oder Gegenwart angesiedelt, immer wieder in kitschiges Fahrwasser ab, wo Herzen verloren werden und den Figuren wirklich nichts Dramatisches geschehen kann. Dabei bleiben alle Protagonisten erstaunlich blass und erschreckend naiv. Seicht ist leider auch die Sprache, die im Duktus des Gesprochenen oftmals nur kurze Sätze umfasst, zu einfach ist und kaum das Innenleben der Figuren spiegelt. Denn interessant wäre ja auch gewesen, wie Luises Leben neben Joseph Hunter verlaufen ist, abgesehen davon, dass sie drei Kinder bekommen hat. Möglicherweise soll diese Geschichte als eine Ode an die Liebe gelesen werden. Dann ist dieses Buch allerdings nur für schlichte Gemüter gedacht, jeder kritisch Lesende ahnt alle Konflikte, die sich aus den Figurenkonstellationen und Zeitereignissen ergeben könnten.
Beim Happy End sollte eben nicht abgeblendet werden.