Elfriede Hammerl, Gerhard Haderer ( Ill.): Meine Schwester ist blöd, Carl Ueberreuter Verlag, Wien 2011, 71 Seiten, €15,95, 978-3-8000-5640-8
„Wieso darf sie ein neues Kind kriegen, wenn sie eins will, aber ich darf keinen Hund kriegen?“
Die Welt ist ungerecht, da hat man schon eine größere Schwester, mit der man wirklich nicht viel anfangen kann und dann kommt auch noch ein Brüderchen dazu, ein schreiendes Baby. Ein ungefähr sechsjähriges Mädchen, den Namen erfährt der Leser nicht, erzählt aus seiner Sicht (mit österreichischem Sprachduktus eingefärbt) von seinem stressigen Leben. Ein Gedanke, und das hat mit diesem schreienden, neuen Ding gar nichts zu tun, beseelt dieses Kind: es will einen Hund ganz für sich allein. Alle reden ihm rein. Die Mutter denkt, dass die kleine Tochter sich vernachlässigt fühlt. Der Vater erinnert sich eher gleichgültig an seinen Hamster oder sein Meerschweinchen, so genau weiß niemand, welches Tier er als Haustier hatte. Den Omas sind Hunde entweder zu schmutzig oder sie stören, wenn man in den Urlaub fahren will.
Als das Mädchen einfach einen angebundenen Hund mitnimmt, ist klar, so geht es auch nicht. In Tagträumen stilisiert das Kind sich einen Hund als Retter des Babys.
Als es dann wirklich einen Hund betreuen darf, ist der Vierbeiner eher eine Enttäuschung. Aber einen starken Willen kann nichts erschüttern, nicht mal diese blöden Geburtstagsgeschenke, natürlich Plüschhunde in allen Variationen.
Als die Eltern dann beschließen ins Grüne zu ziehen, muss erst die große Schwester der kleinen einen Schubs geben. Wie so oft kann man ja die Ausreden der Eltern, dass eine Wohnung zu klein für einen Hund, aber ein Haus im Grünen schon eher geeignet sei, zu seinen Gunsten drehen. Und vielleicht ist die Schwester ja gar nicht so blöd, oder? Und der Babybruder auch nicht.
Elfriede Hammerl erzählt eine herrlich kurzweilige Alltagsgeschichte über ein pragmatisches Mädchen mit einem starken Charakter, das seine Umgebung gnadenlos mit seinem Hundewunsch nervt. Aus ihrer Perspektive erscheinen die so ernst genommenen Erwachsenen eher komisch mit ihren Einwänden, Befindlichkeiten und Sorgen.
Ein Ziel vor Augen gibt es für die Erzählerin keine Kompromisse, keinen Hamster und schon gar keine Katze. Wunderbar auch die Gespräche in der so intakten Familie, in der mal nicht alles am Zusammenbrechen ist, sondern einfach nur diskutiert wird.
Wirklichkeitsnah zeichnet Gerhard Haderer die verschiedenen Tiere, Hunde, Hamster oder ein Pferd, die Menschen jedoch sehen eher wie Karikaturen aus. So nimmt er den ernsten, wie komischen Ton des Kindes und seine Sichtweise auf die Außenwelt in seinen den Text unterbrechenden Zeichnungen auf.
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