Marjolijn Hof: Nie ist ganz schön lang, Aus dem Niederländischen von Meike Blatnik, Bloomsbury Verlag, Berlin 2011, 134 Seiten, €12,90
„ Wenn sie sich nicht mehr stritten und meine Mutter sah, dass ich Bjarni mochte, wirklich mochte, verstand sie vielleicht, dass sie mit ihm weitermachen musste.“
Die 11-jährige Meta berichtet aus ihrer Sicht vom nicht so einfachen Leben mit ihrer Mutter. Immer wieder verliebt sie sich in einen neuen Mann und stellt fest, dass er nicht perfekt ist. Meta sieht die Männer kommen und gehen und fühlt sich unbehaglich. Noch nie war der Richtige dabei. Aber jetzt ist er da – Bjarni. Bjarni ist Isländer, lebt aber bereits viele Jahre in den Niederlanden.
Er nimmt auf Meta Rücksicht und sie gewöhnt sich trotz aller inneren Widerstände und Erfahrungen an den Neuen im Leben ihrer Mutter. Gemeinsam planen die drei, auch nach ein paar Wochen ist die Mutter noch mit ihm zusammen, in den Urlaub zu fahren; nicht ins sonnige Südfrankreich, sondern ins herbe, raue Island. Meta benötigt Wanderschuhe, eine Mütze und warme Kleidung. Sie bleibt skeptisch und enttäuscht den enthusiastischen Bjarni, der ihr so gerne sein Island mit all den Naturwundern zeigen möchte. In einem Jeep beginnt die Fahrt über Land. Die erste Übernachtung im Zelt wird schon zur Geduldsprobe, denn es ist eisig kalt und Bjarni beginnt eine isländische Volkssage zu erzählen, die Meta zwar interessiert, durch ihre Brutalität aber Metas Mutter abschreckt. Leichte Spannungen schleichen sich in das Zusammenleben zwischen Metas Mutter und Bjarni ein. Beider Erwartungen an die gemeinsame Zeit prallen frontal aufeinander und offensichtlich wurde nicht viel über die Besonderheiten dieses Urlaubs gesprochen. Je mehr sich Meta an den neuen Mann gewöhnt, um so mehr geht Metas Mutter auf Distanz. Bjarni reißt die gesamte Urlaubsplanung an sich und Metas Mutter fühlt sich ausgeschlossen.
Die Schönheit der kargen Landschaft mit ihren Vulkanen und Wasserfällen, in der man sich frei und ungebändigt fühlen kann, überträgt sich nur auf Metas Seelenleben.
Der ernsthafte Streit zwischen den Erwachsenen beginnt und eskaliert ziemlich schnell. Meta haut aus Trotz ab und bringt sich selbst in Gefahr. Immer mehr schlägt sich das Mädchen auf Bjarnis Seite und kann die Reibereien und Unzufriedenheiten der Mutter nicht mehr ertragen. Sie ist nicht offen für das neue Land, genauso wenig wie sie versucht sich auf einen anderen Menschen einzulassen.
„In meinen Büchern geht es immer um Kinder, die verletzlich sind, weil die Erwachsenen immer die Entscheidungen machen. Und die Kinder haben eigentlich keinen Einfluss.“, sagte Marjolijn Hof in einem Interview.
Auch Meta muss sich immer wieder an neue Lebenskonstellationen gewöhnen. Ihre Mutter erkennt nicht, wie sehr Meta das Vertrauen in die eigenen Gefühle verloren geht. Sie erlebt, wie schwierig es ist sich auf jemanden einzulassen, mit jemandem auch Krisen zu überstehen.
Die niederländische Autorin Marjolijn Hof versteht es mit wenigen Worten Atmosphären zu schaffen und Figuren zu entwickeln, die in gut beobachteten, realen Alltagskonflikten klarkommen müssen. Wie im wahren Leben gibt es kein Happy End und das gibt der einfühlsamen Geschichte Tiefe und Glaubwürdigkeit.
Schreibe einen Kommentar