Susanne Mischke: Todesspur, Kartoniert, Piper Verlag, München 2011, 325 Seiten, €12,95, 978-3-49227-226-1

„Für Luis war Olaf immer so was wie ein großer Bruder.“

Der 16-jährige Olaf Düring liegt erschlagen im miesesten Viertel von Hannover, Vahrenwald, einer Migrantengegend. Der Junge stammt aus der wohlhabenden Villengegend Waldhausen. Sonderlich beliebt scheint er nicht unter den Mitschülern und sogenannten Freunden aus der Band gewesen zu sein. Seine Lehrerin lobt ihn jedoch als ehrgeizigen Schüler, immerhin hat er eine Klasse übersprungen. Auch der stille Nachbarsjunge Luis, mit dem Olaf aufgewachsen ist, kann wenig über ihn sagen. Ruben, sein älterer Stiefbruder, ist da schon auskunftsfreudiger. Er wurde als er zwei Jahre alt war von seinen Eltern adoptiert. Zwei Jahre später kam dann Olaf und der angenommene Junge aus einem Waisenhaus in Rumänien war, trotz scheinbarem gerechten Verhalten der Eltern, nicht mehr so richtig erwünscht. Nur die Großeltern mochten den ersten Sohn. Auch die Großmutter findet kritische Worte über ihren toten Enkel und der Trainer der Rugbymannschaft nimmt kein Blatt über Olafs hinterfotziges Benehmen. Der Musiktruppe, in der Olaf Mitglied war, kam beim Planen einer Abi-Fete ausgerechnet in Vahrenwald einer Gruppe junger Migranten, die ziemlich bedrohlich wirkten, in die Quere. Ein Motiv für den Mord? Hasste Ruben seinen Bruder so sehr, dass er ihn im Affekt erschlagen hat?
Die Kriminalisten um Bruno Völxen, der am liebsten bei seinen Schafen weilt, tappt lang im Dunkeln, ehe sich eine Spur abzeichnet. Doch da liegt bereits ein alter ehemaliger Zuhälter vor der Kirche erschossen auf dem Boden. Seine Freundin Stella, die ab und zu noch anschafft, aber eigentlich eher sich zulaufen lässt, hat auf ihrem nächtlichen Heimweg am vermeintlichen Tatort ein Auto bemerkt.
Ein lukratives Geschäft witternd, versucht der Zuhälter aus der Autonummer Kapital zu schlagen. Ein Fehler. Stella jedoch hofft weiterhin auf eine finanzielle Absicherung, jetzt wo ihr Freund tot ist. Konzentriert sich die Polizei auf die jugendlichen Gewalttäter, die von der Musiktruppe Schutzgeld erpressen wollte, so ahnt der Leser, dass diese Straftat keinen Anlass für einen Mord bietet.

Susanne Mischke rückt die 15-, 16-jährigen ausländischen in Deutschland geborenen Kriminellen in den Focus, die mit viel zu zahmen Strafen ungehindert immer weitermachen, schlagen, erpressen, betrügen, brandschatzen, stehlen und sich kaum von der Justiz einschüchtern lassen. Es wird hin- und herdebattiert was helfen könnte und letztendlich ist klar, dass, wenn jemand Schuld trägt, es doch die Eltern sind, die ihren Kindern kein Rechtsbewusstsein anerzogen haben. In den Familien ist der Vater derjenige, der bestimmt, was rechtens ist.

Übertragen auf den Fall scheint das aber auch in deutschen Familien mit ihren wohlstandsverwahrlosten Kindern nicht anders zu sein, nur sind hier die Verhältnisse völlig andere. Kann es sein, dass Eltern einfach nicht bemerken, unter welchem psychischen und physischen Druck das eigene Kind steht, wie es jahrelang erpresst und gedemütigt wird?

Susanne Mischkes Krimi wirft viele gesellschaftliche und moralische Fragen auf, auf die es keine endgültigen Antworten gibt.