Cay Rademacher: Dunkles Arles, Ein Provence-Krimi mit Capitaine Roger Blanc, DuMont Buchverlag, Köln 2018, 351 Seiten, €15,00, 978-3-8321-9875-6

„Blanc lehnte sich in seinem Stuhl zurück. In diesem Moment hatte er das trostlose Café, das graue Wetter, hatte er seine Müdigkeit und seine Schmerzen und beinahe sogar Aveline vergessen. Da war nur das animalische Glück der Jagd, der richtige Instinkt.“

Als sich Roger Blanc im November als Privatperson nach Arles begibt, ahnt er nicht, dass sein geplantes romantisches Wochenende mit der Richterin Aveline Vialaron-Allégre, verheiratet mit einem ständig abwesenden Staatssekretär, zu einem Lauf gegen die Zeit wird. Bei ihrem unverfänglichen Treffen im berühmten Amphitheater in Arles wird Aveline Zeuge eines Verbrechens. In letzter Sekunde kann Blanc Aveline vor dem Mörder schützen, der ihr jedoch wichtige Unterlagen entreißt, die sie bis Sonntagabend unbedingt zurückhaben muss. Das Opfer der Attacke ist der Geschichtslehrer Thierry Gravet, der in die Tiefe stürzt. Aveline muss untertauchen und darf auf keinen Fall als Zeugin aussagen, denn ihr Mann würde sie garantiert fragen, was sie in Arles zu suchen hätte. Die örtliche Polizei verhört Blanc. Commissaire Lizarey jedoch ist misstrauisch. Seltsamerweise hatte Blanc seinen Partner, den nicht gerade erfolgreichen Marius Tonon, der angeblich eine Entziehungskur macht, im Amphitheater gesehen. Blanc, der eigentlich aus Paris stammt und als Korruptionsermittler arbeitete, wurde in den Süden zwangsversetzt. Geschieden und ohne wirklich engen Kontakt zu seinen Kindern wohnt er nun in einer Ölmühle in der Provence.

Ohne großes Aufsehen zu erzeugen, muss Blanc natürlich aus großer Liebe zur Richterin, ihre Tasche zurückerobern. Er ahnt nicht, worauf er in Arles hinter dem Rücken der Polizei stoßen wird.
Erste geheime Ermittlungen, etwas Hilfe bekommt Blanc von seiner jungen Kollegin Fabienne, ergeben, dass der Geschichtslehrer Gravet der hiesigen Kulturdezernentin vom Front Nationale, Hélène Pelherbes, in die Quere gekommen ist. Sie will in einer Pressekonferenz und vor einem Filmteam eine neues Fundstück der einst antiken Stadt Arles präsentieren. Doch die sogenannte Venus von Arles ist, so Gravet, eine Fälschung. Hélène Pelherbes jedoch, durch einen Affront von Paris in den Süden degradiert, sieht nur ihre politische Aufstiegschance, wenn sie Erfolge vorweisen kann. Die Venus könnte der Beginn einer neuen Karriere sein.
Blanc erkennt nach und nach wie die korrupte Polizei, ehrgeizige Politiker und ein Sicherheitsdienst, der sich aus extrem Rechten zusammensetzt, in Arles Schicksal spielt.
Den gezielten Betrug kann Blanc nicht nachweisen, zumal er in dieser Region nichts zu sagen hat, aber er kann die Beteiligten aufschrecken und beunruhigen.
Als dann aber noch ein Mord geschieht, wird es langsam brenzlig für den Flic und die Richterin.

Ein nicht mehr ganz junger aber engagierter Polizist jagt nun durch eine alte Stadt, deren antikes Erbe ihr wertvollstes Gut und ein Touristenmagnet ist. Als klar wird, dass der Tote kein Querulant war und bestimmten Leuten einfach nur im Weg stand, erwacht Blancs Ermittlerinstinkt. Mit seiner Geliebten, die ihn konsequent siezt, wagt er sich in die Höhle des Löwen und muss zu ungewöhnlichen Mitteln greifen, um den Mörder zur Strecke zu bringen.

Entstanden ist ein unterhaltsamer, klug konstruierte Krimi, in dem die Frage, wer ist der Mörder nicht im Vordergrund steht, keine Pathologen auftauchen und ansonsten Polizeiarbeit mal ganz anders vorgeführt wird. Als malerische Kulisse ist Arles der beste Hintergrund und die politische Lage in Südfrankreich wird nicht ignoriert, sondern geschickt in die Handlung eingebaut.