David Walliams, Quentin Blake ( Ill.): Gestatten, Mr Stink, Aus dem Englischen von Dorothee Haentjes, Aufbau Verlag, Berlin 2011, 229 Seiten, €14,99, 978-3-351-04143-4
„Erwachsene konnten einem einfach alles kaputt machen.“
Zwei Außenseiter treffen sich zur Weihnachtszeit auf einer Parkbank: die dickliche, konfliktscheue 12-jährige Chloe Crumb, ein einsames Mädchen und Mr Stink, ein Gentleman, der so einen Gestank verbreitet, dass einem die Augen tränen. Treu an der Seite des höflichen alten Mannes sitzt sein völlig verdreckter Hund, genannt die Gräfin.
Niemals hätte die herrische und sich vornehm gebende Mrs Crumb erlaubt, dass ihre Tochter mit einem alten Penner ein Wort wechselt. Doch Chloes Neugier auf das Schicksal dieses Vagabunden ist zu groß, als dass sie der Versuchung widerstehen kann, ihn anzusprechen. Nach und nach fasst Chloe Vertrauen zu dem alten Mann und schüttet ihr Herz bei ihm aus. Chloe wird in der Schule gemobbt und sie hat eine schreckliche Familie. Die Mutter benimmt sich herrisch, die Schwester Annabelle ist Muttis Liebling und das absolute Überfliegerkind und der Vater traut sich nie seine Meinung zu sagen.
Als klar wird, dass Chloes Mutter als angehende Politikerin in ihrem kleinlich-dümmlichen Programm Obdachlose von den Straßen verbannen will, verfrachtet das Mädchen ihren weltfremden, ritterlichen wie anspruchsvollen Schützling in den hauseigenen Schuppen. Plötzlich kommt sich Mr Stink wie im Hotel vor und erwartet von der überraschten Chloe ausgefallene Serviceleistungen. Auch wenn der Gestank von Mr Stink, der noch stolz darauf ist, dass er einmal im Jahr badet, bis ins Haus dringt, bleibt er vorerst unentdeckt. Aber dann steht ein Interview mit der künftigen Politikerin an und plötzlich taucht Mr Stink auf und bittet um seine Würstchen.
Chloes guten Willen macht sich nun Mr Crumb blitzschnell zu eigen und plötzlich steht sie als die Wohltäterin der Nation da, die sich mit fremden Federn schmückt. Allerdings macht Mr Stink beim Medienspektakel nicht mit und öffnet Chloes Eltern erstmal die Augen.
David Walliams erzählt in seinem neuen Kinderbuch nicht nur ein modernes Märchen, spielt Augen zwinkernd mit englischen Klischees und karikiert englische Politiker. Sehr an Roald Dahl erinnernd überzeichnet er seine Figuren extrem, hier besonders Mrs Crumb und die Aktivitäten ihrer Supertochter. Immer wieder teilt der englischen Autor, der als Schauspieler aus der Serie „Little Britian“ bekannt ist, kleine Seitenhiebe aus – gegen Vorurteile und verbohrte Menschen.
Eine Figur, die auch in David Walliams erstem Buch „Kicker im Kleid“ dabei ist, kehrt in „Mr Stink“ ( mit fast gleicher Illustration ) wieder zurück. Es ist der dicke, lustige Kioskbesitzer Raj. Er bietet immer sagenhafte Sonderangebote an, die so dubios klingen, dass jeder weiß, er wird über den Tisch gezogen. Die Szene, in der Mrs Crumb ihn zu ihrer Wahl überreden will, ist eine der witzigsten in dieser unterhaltsamen Geschichte.
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