Brigitte Smadja: 11Tage mit Papa, Aus dem Französischen von Anja Malich, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 2017, 144 Seiten, €14,99, 978-3-499-21781-4
„Der Mittwoch ist ein Sondertag, wie eine Blase, und in dieser Blase ist niemand außer uns beiden. Oft ist es mir dadrinnen zu eng, und ich will so schnell wie möglich raus und zu Mama, Valentine, Lucas, Esther, Mme. Reboul und Georges Brassens. Aber wenn wir dann vor Mamas Haus stehen, fällt mir der Abschied doch jedes Mal schwer.“
Die elfjährige Naomi ist mit allen möglichen Dingen beschäftigt, mit dem Geburtstag ihrer besten Freundin Valentin, mit Lucas‘ Zuneigung, mit ihrer Panik vor Fettleibigkeit und den Tanzschritten nach der Musik ihres Idols Amy Winehouse. Als ihr die Eltern versuchen klarzumachen, dass sie sich trennen werden, kommt das bei Naomi zuerst nicht so richtig an. Doch dann sind die Koffer vom Papa gepackt und das Leben verändert sich für die Hauptfigur in dieser Geschichte. Naomi selbst ist die Ich-Erzählerin und aus ihrer Perspektive folgt der Leser den Geschehnissen. Plötzlich holt, was so noch nie geschehen ist, Papa die Tochter von der Schule ab und führt sie in die neue Wohnung, die so ganz anders ist als die der Eltern vorher. Alles ist ziemlich geordnet und Naomi darf mitten in der Woche baden. Fantastisch. In manchen Situationen, so stellt Naomi fest, lernt sie ihren Papa ganz neu kennen. Vieles klappt beim Papa nicht so gut, z.B. das Kochen, aber nach und nach wird das schon. Was Naomi mit der Zeit aber nervt, ist Papas Aktionismus. Keine Sekunde darf ungenutzt vorübergehen, weder im Urlaub noch an dem Tag in der Woche, in der Naomi bei ihm ist und auch schläft. Naomi möchte einfach mal abhängen und nicht ständig in Museen laufen, Schach oder Scrabble spielen oder über Dezimalzahlen reden. Sie will nicht mit ihm schwimmen gehen und das Kraulen erlernen und sie hasst es, dass sie am Papa-Tag nicht mit ihren Freunden chatten kann. Aber andererseits möchte sie ihren Papa und seine Kontrollsucht nicht kritisieren. Dabei bemerkt sie natürlich, dass er ihre Mädchenzeitungen doof findet, aber ständig nur aufs Handy starrt. Kurzum, ein Streit liegt in der Luft und der entlädt sich dann auch. Zum Glück sind Papas nicht perfekt, und so steht sie vor der Schule, um abgeholt zu werden und Papa hat sie über seine Arbeit vergessen.
Brigitte Smedja lebt und arbeitet in Paris und hat mittlerweile fünfzig Bücher für Kinder und Erwachsene geschrieben. Sie verzichtet in ihrem Kinderroman auf den üblichen Streit der Eltern nach Trennungen, auf Schuldzuweisungen oder Kleinkriege über die Kinder. Die Autorin konzentriert sich auf die Beziehung von Vater und Tochter, auf beider Annäherung und ihre Probleme. Wie langsam dann doch Normalität in die Beziehung zwischen Tochter und Vater einzieht, liest sich ganz wunderbar aus der Sicht des Kindes.
„Eltern sollten sich häufiger trennen, damit man sie besser kennenlernt!“
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