Ian Rankin: Das Gesetz des Sterbens, Aus dem Englischen von Conny Lösch, Verlag Manhattan im Verlagshaus Randomhouse, München 2016, 480 Seiten, €19,99, 978-3-442-54772-2

„Sie waren auf ihren Sitzen herumgerutscht und hatten nicht gewusst, wie sie reagieren sollten. Wahrscheinlich redeten sie mit Polizisten nur, wenn sie in Untersuchungshaft saßen oder ihnen unter dem Kneipentisch ein paar Scheine zusteckten.“

Seit 1987 schreibt der Schotte Ian Rankin an seiner Reihe um den Polizisten John Rebus aus Edinburgh. Hatte er ihn vor sieben Jahren bereits in die Rente geschickt, so kehrte er doch, degradiert zwar, zurück in den Polizeidienst. Ab diesem 20. Band wurde John Rebus endgültig auf das Altenteil abgeschoben. Oder doch nicht? Seine Mitstreiter Shioban Clarke und Malcom Fox kommen einfach nicht ohne den sentimentalen, wenn es um Hunde geht, Ex-Ermittler aus. Mehreren Brennpunkten muss die Polizei sich widmen. Zum einen ist die Bande um Pate Joe Stark aus Glasgow in Edinburgh eingefallen, die offenbar auf Rache aus ist, zum anderen beginnt eine Mordserie. Erstes Opfer ist der Lord Advocate David Menzies Minton, ein alleinlebender, 78-jähriger gut betuchter Pensionär. Zuerst glaubt die Polizei an Einbruch und Totschlag, aber dann wird durch ein Schriftstück klar, dass Minton mit dem Tode bedroht wurde.

Zweites Opfer scheint ein stadtbekannter Krimineller zu sein. Es ist Big Ger Cafferty, auf den offensichtlich vom Garten aus, geschossen wurde. Was das eine Warnung oder doch ein missglückter Mordversuch? Cafferty leugnet den Schuss und jegliche Zusammenarbeit mit der Polizei, nur Rebus, sein ihm sympathischer Gegenspieler darf seine Wohnung betreten. Er entdeckt dann auch den Einschuss im Wohnzimmer. Als Berater sozusagen wieder in den Polizeidienst einbezogen, beginnt Rebus mit seinen genauen Recherchen. Immerhin hat die Polizei genug mit den Observationen der kriminellen Banden zu tun. Seltsamerweise geschieht während einer dieser Abenddienste ein zweiter Mord. Der Sohn von Joe Stark, Dennis, wird erschossen. Auch er trägt die entsprechende Drohbotschaft mit sich. Allerdings wird schnell klar, laut graphologischem Gutachten, das dies eine Fake ist.
Die Unterwelt ist jedenfalls auf Rache aus, auch wenn Joe Stark für seinen geltungsbedürftigen Sohn nie ein guter Vater war.

Die Polizei hat jedenfalls nun die undankbare Aufgabe, zwischen den einzelnen Mordopfern Parallelen zu suchen. Fündig wird Rebus in der tiefen Vergangenheit, denn noch ein Mord passt ins Schema. Der Sozialarbeiter und Lottogewinner, Michael Tolland, wurde ebenfalls in seinem Haus überrascht und erschlagen. Seltsamerweise fehlen nie Geldbeträge bei den Einbrüchen. Nur aus Mintons Schreibtisch wurde offenbar eine Pistole mitgenommen, die er sich nach der Drohung angeschafft hatte.

Im Hintergrund des sich langsam entwickelnden Falles rätseln Siobhan Clarke und Malcom Fox über ihre Beziehung, Fox\‘ Vater liegt im Sterben und irgendwie spielt Ian Rankin auch die alte Garde gegen die junge aus. Und es gebt um schweigsame Väter, die nicht reden können, aber schreiben und hier liegt das Verhängnis.

In ziviler Funktion ist Rebus genauso aktiv wie in seinem Arbeitsleben und nicht lang und das Verbindungsglied zwischen den Opfern ist gefunden. Mitte der 1980er Jahre wurde die Strafanstalt Acorn House für Jugendliche geschlossen. Was sich hinter den Gefängnismauern abgespielt hat, sollte nie öffentlich werden. Dafür konnten einflussreiche Leute der Presse, Polizei, Justiz und Regierung sorgen. Tolland war dort Sozialarbeiter, Minton und andere ehrbare Herren sind dort aus- und eingegangen. Seit in all dem Sumpf aus Missbrauch und Drogenhandel ein Junge zu Tode kam, lag Schweigen über der Anstalt. Rebus wird jedoch herausfinden, dass nicht alles so ist, wie es scheint.

Mit teilweise trockenem Humor und einem raffinierten Plot bleibt Ian Rankin seinen Themen, die sich um Drogen, Kleinkriminelle, Gangster, Banden und Politik drehen, treu. Und Rebus bleibt der sentimentale alte Kerl, der einen winselnden Hund nicht, allein lassen kann. Mit Hauptfigur und Hund folgen sicher noch mehr Edinburgh-Krimis.