Jan Weiler : Im Reich der Pubertiere, Kindler Verlag, München 2016, 176 Seiten, €12,00, 978-3-463-40661-9
„Mein Sohn Nick ist dreizehn. Er klingt momentan wie ein Dudelsack, wächst wie ein Schnittlauchhalm und futtert wie ein Maurer nach der Doppelschicht. Wenn Carla und er gleichzeitig zu Hause sind, entschleunigen sie in dramatischem Tempo und verbringen große Teile des Tages auf dem Wohnzimmercouch.“
Das Leben mit zwei Kindern, die die Phase der Pubertät durchleben, die Zeit der Selbstfindung, Verunsicherung und teilweise auch Tyrannei, ist sicher nicht einfach.
Auseinandersetzungen sind an der Tagesordnung, denn, keine Frage, die Jugend will sich abgrenzen. Aber kann sie das noch, wenn die Eltern ewig jung sein wollen, die gleichen Klamotten tragen wie ihre Kinder und mit ihnen mithalten wollen.
Jan Weiler beobachtet seine Kinder, lauscht an Türen und notiert alles, was er für sein in Kolumnen verfasstes Buch benötigt. Ist das fair, auch den Kindern gegenüber?
Gut, er beschreibt ja eigentlich nur die Auswirkungen der Verhaltensänderungen seiner Sprößlinge auf sein Vatersein und das zugegeben sehr witzig. Und angeblich liest seine Tochter die Texte und würde sich über die „Kunstfigur“ auch amüsieren.
Früher war alles viel besser und jetzt ist der Vater, der pädagogisch so gar nichts drauf hat, einfach out. Er ist blöd, peinlich, unerträglich spießig und vor allem mit 48 uralt, in den Augen der Kinder. Alle seine Maßnahmen und Drohungen laufen ins Leere, sieben Jahre Computerverbot und Taschengeldstreichung bis 2093 zeigen irgendwie keine Wirkung.
Jeder, der Kinder in der Pubertät hat, weiß wovon Jan Weiler erzählt und der Wiedererkennungseffekt ist hoch. Und irgendwie beruhigt es ungemein, wenn auch überhöht, man weiß, auch anderen Menschen mit Kindern zwischen 13 und 16 Jahren ergeht es mal ganz gut und dann könnte man wieder die Wände hochlaufen. Was hat man falsch gemacht, fragt man sich? Die Erziehung laut Jasper Juul ist sowieso ab 12 Jahren abgeschlossen. Nachbesserungen sind vielleicht in kleinen Schritten möglich, aber nur in kleinen.
Nichts hassen Kinder so sehr wie die Einmischungen der Eltern und unvorhergesehene Dinge. Da wird die harte Butter zur allergrößten Lebenskrise, die Faulheit der Kinder zum Dauerthema und die Gespräche bei Tisch ein Minenfeld. Auf gar keinen Fall sollte man von der Schule beim Essen reden, damit nicht die Türen knallen. Einsicht ist der erste Weg zur Besserung, das weiß auch Jan Weiler und lernt mit seinen Kindern mit.
Er vernimmt eine Sprache, die erst übersetzenwerden muss, er erkennt, dass der Ex-Freund der Tochter für ihn viel wichtiger ist als für sie und er weiß nun, dass nicht nur sein Sohn müffelt, sondern seine Freunde auch.
Die Erforschung des Pubertiers fordert vom Versuchsleiter Weiler alle Kräfte.
Jan Weiler greift natürlich zu den völlig falschen Maßnahmen, er erpresst die Kinder, lockt mit Schokoladenpudding und ist am Ende immer der absolute Verlierer. Und so soll es in seinen Geschichten ja sein. Er macht sich über Klischees lustig und die es einfach auch wirklich gibt.
Beruhigen kann eigentlich nur, dass auch diese Zeit irgendwann einmal vorbei ist.
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