Cecelia Ahern: Das Jahr, in dem ich dich traf, Aus dem Englischen von Christine Strüh, S. Fischer Verlag, Krüger, Frankfurt a.M. 2015, 382 Seiten, €14,99, 978-3-8105-0153-0

„Mir kommt in den Sinn, das es Ihnen gefällt, dass ich Sie nicht mag, und auf eine kranke Art geht es mir genauso. Sie zu hassen hat mir etwas gegeben, worauf ich meinen Fokus richten kann. Sie zu hassen ist mein Vollzeitjob geworden.“

Jasmine, die Erzählerin dieser Geschichte, die in Irland spielt, ist ein Workaholic. Wenn sie nicht aktiv den ganzen Tag herumwirbeln kann, aufbauen, verkaufen und aufbauen und wieder verkaufen, dann ist sie kein Mensch. Sie fühlt sich wertlos und einsam. Doch dann geschieht das Unglaubliche. Sie hat mit Larry eine Firma aufgebaut, sie zum Blühen gebracht und dann wird sie gefeuert. Nein, besser klingt, freigesetzt und das gleich für ein ganzes Jahr, damit Jasmine nicht gleich zur Konkurrenz überläuft. Larrys Kritikpunkt: Jasmine kann nichts zu Ende bringen und somit ist sein Werk, das sie wohlgemerkt mit ihm aufgebaut hat, in Gefahr.

Jasmine, Anfang 30, sitzt nun zu Hause, igelt sich ein und starrt die Wände an. Sie teilt etwas widerwillig ihre in ihren Augen sinnfreie Zeit mit ihren Freundinnen und deren Babys, dabei hat sie nie die Absicht, selbst Kinder zu bekommen. Sie hat viel Zeit für Heather, ihre um ein Jahr ältere Schwester, die mit dem Down-Syndrom geboren wurde. Und Jasmine ärgert sich mit ihrem besonders gern lärmenden und oft angetrunkenen Nachbarn herum. Er ist der Moderator einer Radio-Show und heißt Matt. Matt ist Jasmines Gedankenobjekt, sie spricht ihn mit „Sie“ an ihren inneren Monologen. Da auch Matt freigesetzt wurde und seine Frau Amy ihn auch noch mit den Kindern verlassen hat, können jetzt beide ihre Hass-Liebe ausleben.

Jasmine stürzt sich auf ihr Gartenprojekt, ausgerechnet im Januar. Alles soll sich verändern und das wird es auch, denn eines Tages ruft ein Headhunter an, Monday, und bietet Jasmine einen Job an. Sie allerdings vergisst ihm zu sagen, dass sie keinen neue Arbeit vor November antreten darf. Als er ein Vorstellungsgespräch organisiert, lässt Jasmine ihn warten. \r\nJasmines Aktivitäten orientieren sich nun immer mehr auf die Menschen, die sie mag, Heather und die sie hasst oder an denen sie sich gedanklich reibt, Matt. Ach ja, Monday wird ebenfalls in Jasmines Leben mehr Raum einnehmen.
Im Laufe des Jahres wird Jasmine immer klarer, was eigentlich wichtig ist in ihrem Leben. Sie muss einfach ihre Schwester loslassen, sich nicht mehr nur über ihre Arbeit definieren und vor allem auf andere Menschen zugehen. Einst hatte ihr Freund sie verlassen, weil er sich in ihrer Gegenwart einsam fühlte. Jetzt hat Jasmine eine Wandlung durchgemacht, die sie so nie vollzogen hätte, wäre da nicht Larry gewesen und die Freistellung, genannt „Gardening Leave“.

Cecelia Ahern gilt als eine der „erfolgreichsten Autorinnen der Welt“. Das liegt möglicherweise an der kumpelhaften Kunstlosigkeit ihres Erzählstils, der Schablonen und Redundanzen nicht scheut. Wie auch in vorangegangenen Romanen durchlebt eine Person ein persönliches Tief und geht am Ende gestärkt aus dieser Zeit hervor. Interessanterweise fasst die Autorin am Ende der Geschichte für den Leser alles nochmals zusammen, als hätte er kein eigenes Urteilsvermögen.
Unterhaltsam ist die Lektüre allemal und doch fehlt es am Ungesagten zwischen den Zeilen, dem eigenen, was der Leser für sich allein herausfinden könnte.