David Walliams, Quentin Blake ( Ill.): Kicker im Kleid

, Aus dem Englischen von Dorothee Haentjes, Aufbau Verlag, Berlin 2010, 320 Seiten, �14,95

�Und trotzdem kam ihm dieses Leben plötzlich anders vor. Es strotzte auf einmal vor unbegrenzten Möglichkeiten.�

Im Männerhaushalt der Familie Sims, in dem Fu�ball und die absteigende örtliche Drittliga-Mannschaft die Hauptrollen spielen und keine Umarmungen erlaubt sind, ist es schon eigenartig, wenn sich der 12-jährige Dennis eine �Vogue� kauft. John, sein älterer Bruder, borgt sich eher die Porno-Hefte von seinem Vater aus. Aber das darf natürlich keiner wissen. Dennis vermisst seine Mutter, die die Familie nach langen Streitereien verlassen hat. Dennis fetter Vater hat alle Fotos von ihr verbrannt und schaufelt nur noch Fastfood in sich hinein. Eine der Regeln bei den Sims lautet: Kein Wort über Mom! Dennis vermisst die zärtlichen Umarmungen seiner Mutter, ihre Nähe und vor allem den geregelten Tagesablauf, den es seit ihrem Abschied nicht mehr gibt. Zu gern hätte er, dass seine Mutter genauso eifrig wie die von seinem Freund Darvesh, bei seinen Fu�ballerfolgen dabei wäre, denn Dennis ist der beste Stürmer und Torschütze in der Schule. Aus Sehnsucht nach Weiblichem oder einfach nur so aus Spa� freundet sich Dennis mit Lisa an ( beide müssen in der Schule nachsitzen ), in die er insgeheim, wie alle Jungen, ein bisschen verknallt ist. Dennis gesteht ihr und könnte sich augenblicklich auf die Zunge bei�en, dass er die �Vogue� gern anschaut. Sein Vater hat die Zeitung natürlich sofort in den Papierkorb geknallt. Mit Lisa blättert Dennis nun in den angesagten Modezeitschriften und zieht nach einer gewissen Zeit der �berwindung voller Begeisterung Mädchenkleider an. Das orangefarbene Paillettenkleider, von Lisa selbst entworfen, ist sein erstes eigenes Kleid. Plötzlich weht ein anderer Wind im stinklangweiligen Leben von Dennis. Als Lisa Dennis überredet doch als französische Austauschschülerin Denise mal zu testen, ob die anderen an der Schule ihn in Mädchenkleidern und Schminke erkennen würden, gerät Dennis in echte Schwierigkeiten.

Nie fällt das Wort homosexuell oder coming out. Das ist nicht der springende Punkt, es geht um Farbigkeit im Leben, um Neues auch Ungewöhnliches erleben, um Traurigkeit und den Mut über innere Grenzen zu springen.

Eine richtig komische Geschichte mit Tiefgang über einen Jungen, der nicht anders ist, aber einfach Lust hat, in seinem trostlosen Leben mal etwas anderes auszuprobieren.