MAMAS LIEBLING

Jan Simoen: Mamas Liebling, Aus dem Niederländischen von Mirjam Pressler, Ravensburger Buchverlag, Ravensburg 2010, 119 Seiten, �9,95

�Ich bin, wie ich bin und wer das nicht aushalten kann, soll abhauen.�

Nathan, 16 Jahre alt, ist der King. Er hat blonde Locken, stellt mit seinen Kumpels viel Blödsinn an und wird, was auch immer er anstellt, von seiner Mutter gedeckt und beschützt. Sie zahlt alles, was er verbockt und das ist für den Jungen normaler Alltag. Ihm, so läuft er durch die Welt, kann nichts geschehen, denn niemand setzt ihm Grenzen. Nathans Vater hat sich aus der Familie verabschiedet, weil er angeblich seine Ruhe braucht. Nathan sieht ihn aber mit einer jungen Frau und zieht seine Schlüsse. Als sich Nathans Freundin Elke einem anderen zuwendet und ihn auch noch als �Mamas Liebling� bezeichnet, dreht Nathan durch. Mit seinen Freunden heckt er einen grausigen Racheplan aus, der dem Mädchen beinahe das Leben gekostet hätte. Doch Nathan ist nicht clever genug, die Polizei fasst ihn und nun sitzt er in der Wache und geht davon aus, dass Mama alles regeln wird. Nathans Akte sagt einiges über den Jungen, seine Freunde und seine Lust am Zerstören aus. �Faul wie eine Hängematte� fliegen ihm die Tauben in den Mund. Doch in Nathan gärt auch die Wut. Die Wut auf die Erwachsenen, mit denen er nichts zu tun haben möchte, denn niemals und so benimmt sich auch der Jugendliche, will er erwachsen werden � und so werden wie die!� Sein Egoismus, die abgöttische Liebe der Mutter, die ihn eher anekelt und beruhigt, treibt den Jungen zu Taten, die grausam und feige sind. Aus Nathans Sicht betrachtet der Leser das Vergangene und fragt sich, warum die Mutter nie das Gespräch mit ihrem Sohn gesucht hat. Ist er ihr gleichgültig, ist sie nur mit sich beschäftigt? Gerade im Gespräch mit dem Inspektor zeigt der Junge seine Unsicherheit und Abhängigkeit von der Mutter. Doch die Mutter wird ihren Liebling dieses Mal nicht retten. Damit hat Nathan nicht gerechnet und nun zeigt er sein wahres Gesicht. In einem Wechselbad der Gefühle windet sich Nathan durch die kurze Erzählung und täuscht auch den Leser nicht mehr über seine tiefe innere Unsicherheit hinweg.

Jan Simoen greift psychologisch stimmig ein Lebensgefühl Jugendlicher auf, die überbehütet von ihren Eltern, keine moralischen Werte anerkennen. Sie sind das Zentrum des Universums und kennen nichts anderes au�er ihrer eigenen diffusen Gefühlswelt. In dem Moment, wo Simon abgelehnt wird, dreht er durch. Eine kritische Auseinandersetzung mit sich selbst ist ihm fremd. Ein überzeugendes Buch über die �Generation Allein�.