DIE AKTE ROSENHERZ

Jan Seghers: Die Akte Rosenherz, Wunderlich, Rowohlt Verlag, Reinbek 2010, 480 Seiten, �19,95

Im vierten Kriminalroman um Robert Marthaler und seine schwangere Freundin Tereza spart Autor Jan Seghers, eigentlich Matthias Altenburg, nichts aus. Ein Mord geschieht, das wertvolle Städel-Gemälde �Paradiesgärtlein� wird geraubt, Tereza lebensgefährlich verletzt und Marthaler darf nicht ermitteln. Doch dann wird ihm eine Information zugespielt und die hat mit einem unaufgeklärten Mord aus dem Jahre 1966 zu tun. Wirklichkeit und Erfindung laufen hier Hand in Hand, der Kunstraub ist erfunden, aber die Edelprostituierte Helga Matura wurde wirklich ermordet. Ihre Akten fand der Autor Jan Seghers im Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden. Im Krimi geht die Geschichte dann so weiter: In einer hei�en Augustnacht wurde in Frankfurt die Prostituierte Karin Rosenherz mit unzähligen Messerstichen auf brutalste Weise ermordet. Sofort macht das Wort von der «zweiten Nitribitt» die Runde. Aber auch im Fall Rosenherz bleibt der Täter unerkannt. Was beide Fälle miteinander zu tun haben, kann Marthaler durch ein paar nicht legale Umwege ermitteln. Es geht auch im Fall Rosenherz um Kunstraub. Keiner der ehrgeizigen Kommissare vor Marthaler hat erkannt, dass zwei Bilder von Paul Klee nach dem Mord in der Wohnung verschwunden sind. Ungeahnte Hilfe erhält der besorgte, auch mit der Welt im Klinsch lebende Hauptkommissar, denn die Sorge um Tereza und seine unsinnige Eifersucht, die ihn nie loslä�t, durch eine junge Frau. Die angehende, leicht untersetzte Journalistin Anna Buchwald, die sich die Akte Rosenherz geliehen und einfach behalten hatte, hofft an Marthalers Seite dem Mörder auf die Spur zu kommen und das hat mit ihrer eigenen Lebensgeschichte zu tun. Durch ihre unkonventionelle, wie beherzte Art kommt Marthaler bei seinen geheimen Ermittlungen durch Anna immer einen Schritt weiter und auf jeden Fall vor die Tür des Mörders, an den sich niemand bisher so richtig herangewagt hat.

Jan Seghers Figuren agieren überzeugend, bodenständig und in gewisser Weise auch sehr modern, insbesondere Anna Buchwald, die sich, scheinbar ein Vorrecht der Jugend, immer nimmt, was sie haben möchte. Robert Marthalers individuelles Schicksal, der Verlust seines Kindes und der leise Weltekel des Mitvierzigers berühren. Jan Seghers versteht es immer wieder den Leser zu überraschen, indem er ihn in die Irre führt. Geschickt verknüpft er unterschiedliche Handlungsstränge miteinander und hält den Leser bis zum Schluss in Schach.