Mein innerer Elvis

Jana Scheerer

Schöffling & Co. Verlag, Frankfurt a.M. 2010, 248 Seiten �17,95

�Ich liebe Elvis.�

Familie Schröder wäre gern die Familie wie aus dem Bilderbuch, denn immerhin ist Frau Schröder Familien � und Paartherapeutin und hat auf alle Schrullen, zumindest ihrer jüngeren Tochter Klara, immer eine passende Antwort. Bei der 15-jährigen Antje ist das nicht der Fall, ihren Schmerz über die Ausgrenzungen in der Schule und andere Verletzungen scheint sie nicht zu registrieren. Antje ist, wie ihr Vater, einfach zu dick. Er liest am liebsten Kursbücher, mampft einen Dunkin Doughnut nach dem anderen und schreit wie am Spie�, wenn er verunsichert ist. Antje jedenfalls sucht sich einen Schwarm, der nicht gerade spiddeldürr war oder immer noch fettleibig ist, denn, alle wissen es ja: Elvis lebt. Seine Musik jedenfalls kann sie rauf und runter hören. Als die Eltern dann mit den Töchtern in die USA reisen, hofft Antje auf einen Besuch in Graceland. In Pittsburgh haben die Schröders ein Jahr lang studiert, hier besuchen sie ihre Freunde, die zweite Vorzeigefamilie, die Fitzmartins. Sie sind so stolz auf die 16-jährige Nelly, die ein Wunderkind ist und bald nach Japan geht. Antje fühlt sich so klein und unbedeutend neben Nelly, die sie ihre �berlegenheit in jedem Moment spüren lässt. Als die Tour der Schröders dann mit Nelly durch die USA weitergeht, scheint für Antje der Urlaub gelaufen. Nelly entpuppt sich als nicht gerade �pflegeleicht�. Sie haut ab und die Turbolenzen beginnen, denn jetzt platzt auch Antje der Kragen. Bei der nervigen Suche nach dem Teenager plant Antje Nelly endlich zu finden, um dann allein nach Graceland zu reisen. Aber Nelly ist ein harter Brocken, sie lügt, sie klaut, sie bringt alle in Gefahr und schert sich keinen Deut um andere. Um beachtet zu werden, unternimmt sie alles und das hei�t ständiger Krach zwischen Antje und Nelly, die am Ende wirklich in im Elvis-Land landen.

�Mein innerer Elvis� ist ein Entwicklungsroman, aber auch zugleich ein Roadtripp voller trockenem Humor entlang der nicht gerade glamourösen Stra�en in den USA. Jana Scheerers Figuren sind nicht wie aus dem Bilderbuch, sie leben, sie fetzen sich und sie erleben etwas. Urkomisch und zugleich tieftraurig sind gerade die Passagen, in denen Antje ebenfalls um Anerkennung ringt und letztendlich, das tröstet, am Ende sich selbst und Elvis, der einfach mal dem Trubel entfliehen wollte, findet. All das liest sich leicht und fast unbeschwert und doch klingt diese Familiengeschichte noch lang nach, denn sie hat Tiefe trotz rosa kreischendem Einband.