Jeder professionelle Rezensent erhält im Frühjahr und Herbst ganze Berge von Neuerscheinungen. Nur ein geringer Bruchteil der aktuellen Bücher wird in Zeitschriften oder Rundfunksendungen besprochen.
Im Laufe der Zeit hat sich gerade im Kinder- und Jugendbuchbereich der Anteil an rezensierten Titeln verkleinert und Kritik ist kaum gefragt.
In dieser Website soll eine Auswahl an aktuellen Büchern präsentiert werden, die der Rezensentin Karin Hahn positiv oder negativ aufgefallen sind.
Karin Hahn ist Mitglied in der Jury "Die Besten 7 � Bücher für junge Leser�. Das ist eine Bestenliste für Kinder � und Jugendliteratur, die monatlich im Auftrag vom Deutschlandfunk und Focus zusammengestellt wird.
Sie arbeitet als Journalistin für die Sender Deutschlandradio Kultur und Deutschlandfunk, schreibt für die Leipziger Volkszeitung, die Fachzeitschrift BuchMarkt und rezensiert Kinder- und Jugendbücher, Hörbücher und Kinofilme. Als Produzentin und Regisseurin war sie an der Veröffentlichung der Hörspiele "Alice im Wunderland" und "Der Wind in den Weiden" beteiligt. Karin Hahn ist verheiratet, hat einen Sohn und wohnt in Berlin.
Oh, wie schoen ist Panama
Oh, wie schoen ist Panama, Regie: Martin Otevrel
In diesem Jahr feierte Janosch seinen 75.Geburtstag. Der Animationsfilm � Oh, wie schoen ist Panama� ist wirklich schoenes Geschenk. Kinder wie Erwachsene lieben das Figurenensemble des so medienscheuen Kuenstlers. Mit leichter, hintergruendiger Ironie erzaehlt Janosch wie immer vom einfachen und schlauen Leben. Panama ist das Traumland und ein anderes Wort fuer Freundschaft. � Wenn man einen Freund hat, braucht man sich vor nichts zu fuerchten!� Diese Botschaft kommt bei allen Kindern gut an, Nicht umsonst ist � Oh, wie schoen ist Panama� die wohl beruehmteste Geschichte vom kleinen Baer und kleinen Tiger des Zeichners und Autors Janosch. Baer und Tiger geben ihr wohl behuetetes Leben mit Haeuschen und Garten auf, um in die Welt zu ziehen. Panama soll es sein, das Land ihrer Traeume, in dem alles nach Bananen riecht. Im Buch laufen die beiden Freunde einmal ums grosse Feld herum, rasten bei Hase und Igel auf einem gemuetlichen Sofa, das sie sich dann auch unbedingt anschaffen muessen und kehren voller Sehnsucht und um einige Erfahrungen reicher in ihr Haeuschen am Fluss zurueck. In der Filmgeschichte schauen die beiden ueber den hohen Huegel hinaus, denn die Welt ist einfach groesser. Manchmal mag Baer nicht einsehen, warum sie nun gerade in die eine oder in die andere Richtung gehen, aber dann ist der stuermische Tiger schon weg und Baer muss hinterherrennen. Sie streiten sich und vertragen sich wieder, sie lernen einen trampenden Esel kennen, fahren mit der Eisenbahn, verlieren sich auf einer gefaehrlichen Bruecke, landen auf einem Schiff und erweitern nach und nach ihren Horizont. Da die Welt auch klein sein kann, trifft Baer den kleinen gelben Fisch wieder, mit dem er an seinem Fluss gesprochen hat. Im Land der Bananen stranden die Reisenden. Aus dem anfaenglichen Glueck entwickelt sich jedoch zunehmend Frust, denn Bananenspeise trotz der ueberragenden Kochkuenste des kleinen Baeren jeden Tag ist einfach auf die Dauer langweilig.....
Mit viel Liebe zum Detail, humorvollen Szenen, im genau richtigen Tempo und mit alten Bekannten aus weiteren Janoschgeschichten, so Guenter der Frosch oder dem frechen Schnuddel, ist diese philosophisch einfache, wie schoene Geschichte in laufende Bilder gekonnt umgesetzt worden. Die Geschichte wird nicht neu, aber in anderen Dimensionen spannend erzaehlt. Mit traditioneller Zeichentricktechnik und Computeranimationen haelt die Story bei aller Verfremdung genau die Waage. Til Schweiger und Dietmar Baer treffen mit ihrer Interpretation genau die Charaktere der beiden Tierhelden.