DER REST IST SCHWEIGEN

Carla Guelfenbein: Der Rest ist Schweigen, Aus dem Spanischen von Svenja Becker, S.Fischer Verlag, Berlin 2010, 334 Seiten, €19,95

„ Ich würde ihm gern sagen, dass nichts mehr so ist wie immer.“

Tommy, der 12-jährige Sohn des Arztes Juan Montes, hört bei einer Familienfeier durch Zufall, dass seine Mutter Soledad nicht gestorben ist, sondern Selbstmord begangen hat. Beim Lauschen auf die Stimmen der Erwachsenen vernimmt er die Wahrheit, die alle hinter vorgehaltener Hand einander zuraunen. Seit acht Jahren lebt Juan mit Alma und deren Tochter Lola zusammen. Aus den Perspektiven der verschiedenen Hauptfiguren, Alma, Juan und Tommy setzt die chilenische Autorin Carla Guelfenbein ein Familienbild zusammen, das langsam auseinanderfällt. Jeder flieht in eine andere Welt. Juan flüchtet in seinen Beruf, Alma wendet sich ihrer früheren Liebe Leo zu und Tommy unterhält sich, von den Mitschülern gemobbt und gequält, mit seinem Fantasiefreund Kajef. Tommy weiß, dass er und sein Vater sich nur noch anschweigen. Die Stille in Tommys Leben verdeckt er, indem er die Stimmen anderer Menschen aufnimmt und sehr viel beobachtet. Der Junge beboachtet Leo und Alma und ahnt, was vor sich gehen könnte. In Rückblenden erinnert sich Alma an ihre erste Begegnung mit Juan in Barcelona. Mit 16 Jahren flüchtete Alma aus dem Haus ihrer Mutter, die mit ihren sexuellen Eskapaden ihre Tochter und den Vater nur beschämte. Alma hatte sich in der Beziehung zu Juan auf Ruhe und Sicherheit eingestellt, nun bricht Leon mit seine Leidenschaftlichkeit alle Dämme. Tommy sucht nach den Wurzeln seiner Mutter und entdeckt, dass sie Jüdin war. Er glaubt, wenn er zehn Dinge über seine Soledad herausfindet, dann wird alles viel klarer.