Jeder professionelle Rezensent erhält im Frühjahr und Herbst ganze Berge von Neuerscheinungen. Nur ein geringer Bruchteil der aktuellen Bücher wird in Zeitschriften oder Rundfunksendungen besprochen.
Im Laufe der Zeit hat sich gerade im Kinder- und Jugendbuchbereich der Anteil an rezensierten Titeln verkleinert und Kritik ist kaum gefragt.
In dieser Website soll eine Auswahl an aktuellen Büchern präsentiert werden, die der Rezensentin Karin Hahn positiv oder negativ aufgefallen sind.
Karin Hahn ist Mitglied in der Jury "Die Besten 7 � Bücher für junge Leser�. Das ist eine Bestenliste für Kinder � und Jugendliteratur, die monatlich im Auftrag vom Deutschlandfunk und Focus zusammengestellt wird.
Sie arbeitet als Journalistin für die Sender Deutschlandradio Kultur und Deutschlandfunk, schreibt für die Leipziger Volkszeitung, die Fachzeitschrift BuchMarkt und rezensiert Kinder- und Jugendbücher, Hörbücher und Kinofilme. Als Produzentin und Regisseurin war sie an der Veröffentlichung der Hörspiele "Alice im Wunderland" und "Der Wind in den Weiden" beteiligt. Karin Hahn ist verheiratet, hat einen Sohn und wohnt in Berlin.
Julia Friese ( Ill.), Christian Duda: Schnipselgestrüpp
Bajazzo Verlag, Zürich 2010, 44 Seiten, �14,90
Der Junge hat sich wie seine Eltern damit abgefunden, dass sie keinen �Geldschei�er� besitzen, aber dafür einen Fernseher, der täglich läuft. Gleichgültigkeit, Passivität, Arbeitslosigkeit � ein Kreislauf, dem der Junge entkommt, denn in seinem Zimmer liegen Zeitungen, statt Teppichboden. Das klingt im ersten Moment etwas lieblos, ist es aber nicht.
Bilder, Schlagzeilen, Informationen stehen dem Jungen zur Verfügung, die Licht in seinen tristen Alltag bringen. Er schneidet alles Interessante aus und spielt damit. Er pinnt die Illustrationen an die graue Wand und auf einmal wird sein Zimmer farbig.
Mit Kohlestift und sparsam, aber auffallend eingesetzten Aquarellfarben entstehen in Collagetechnik die vielfältigen Bildkompositionen von Julia Friese. Von Seite zu Seite gewinnen sie an Dynamik und Spannung.
Die Gottesanbeterin hat es dem Jungen, dem Vater und dem Leser am meisten angetan, sie wird zum Mittelpunkt einer ausgelassenen Fantasiegeschichte.
Alltag und Spiel des Kindes durchdringen einander und bringen Farbe in die Tristesse des Familienlebens, dem der Junge und die Eltern entfliehen können, wenn sie nur wollen.