WEIHNACHTSLIED - A CHRISTMAS CAROL

Charles Dickens: Weihnachtslied, GoyaLiT, Jumbo, Hamburg 2006, 3 CD.

Wer kennt ihn nicht, den verbitterten, herzlosen Geizkragen Ebenezer Scrooge, die personifizierte Kaelte. 1843 verfasste Dickens den Roman in fuenf Strophen, nannte ihn "A Christmas Carol” und beabsichtigte die Aufmerksamkeit des Lesers auf die Armen Englands zu lenken. Scrooge ist ein aelterer, verkniffener Herr, der sich nur um seine Geschaefte kuemmert. Das Leben vor seiner Tuer interessiert ihn so wenig, wie sein freundlicher Neffe oder gar einer seiner Mitarbeiter. In vielen grotesken Szenen zeigt Dickens einen Menschen, der nicht empfindungsloser sein koennte als Scrooge. Als am Heiligen Abend sein verstorbener Geschaeftspartner Marley ihm noch einmal die Chance gibt, seinem duesteren Ende zu entgehen und seinem Leben einen wahren Sinn und eine andere Richtung zu geben, willigt Scrooge halbherzig erst einmal ein. Die Gespenster haben nun ihren Auftritt und versetzen den alten Herren in die unterschiedlichsten Gefuehlslagen. Der Geist der vergangenen Weihnacht bringt Scrooge seine Kindheit nahe, gefolgt vom Geist der gegenwaertigen Weihnacht, der ihn ins Haus seines aermlich lebenden Schreibers Cratchit und dessen Familie geleitet. Der Geist der kuenftigen Weihnacht schliesslich fuehrt ihn zu seinem einsamen Sterbebett und zeigt ihm seinen Grabstein. „Die Wege der Menschen deuten ein bestimmtes Ende voraus, auf das sie hinfuehren, wenn man auf ihnen beharrt. Aber wenn man von den Wegen abweicht, aendert sich auch das Ende“, erkennt Scrooge und verwandelt sich in einen mitfuehlenden, grosszuegigen Zeitgenossen.

Dietmar Mues vermag den Hoerer mit seiner Kunst des Vorlesens zu fesseln. Er gibt druch die verschiedenen Tonlagen den handelnden Personen eine Eigenleben, setzt bewusst Akzente und spricht als Erzaehler den Hoerer bewusst an. Dickens literarische Vorlage laedt dazu ein, den Hoerer nicht aus dem Auge zu verlieren, ihn gemeinsam mit Scrooge auf einen Weg der Laeuterung mitzunehmen und ihn mit einem wohligen Gefuehl zu entlassen. Dietmar Mues schafft das scheinbar muehelos. Kompliment!